Coronavirus-Spätfolgen: Zahlreiche Patienten leiden unter schweren Nachwirkungen der Infektion
Trotz überstandener Corona-Erkrankung klagen viele Patienten über Spätfolgen wie Müdigkeit und Atemnot. In Hannover gibt es jetzt deshalb eine „Post-Covid-Ambulanz".
- Immer öfter leiden bereits genesene Corona*-Patienten unter Spätfolgen der Krankheit.
- Die häufigsten Beschwerden sind Atemnot und extreme Müdigkeit.
- In Hannover gibt es jetzt eine "Post-Covid-Ambulanz" für solche Patienten.
- Grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland finden Sie hier. Außerdem bieten wir Ihnen in einer Karte die aktuellen Fallzahlen in Deutschland.
Update vom 23. August: Die Forschung in Zusammenhang mit dem Coronavirus und dessen Folgen geschieht weiterhin auf Hochtouren. Besonders der Angriff der Viren auf das menschliche Gehirn bereitet Medizinern große Sorgen. Spätfolgen bis hin zur Lähmung sind möglich. Große Sorgen machen sich derweil französische Behörden. In einem Urlaubsort wurden rund 100 Menschen positiv getestet.
Erstmeldung vom 22. August: Hannover - In Deutschland gelten mittlerweile mehr als 200.000 Menschen als geheilt. Sie alle waren an Covid-19 erkrankt. Manche von ihnen schwer, andere hatten einen milderen Verlauf. Dennoch fühlen sich viele von ihnen selbst nach Wochen und Monaten immer noch nicht vollkommen auskuriert. Häufig klagen ehemalige Infizierte über Müdigkeit, Atemnot und Geschmacksstörungen. Seit kurzem gibt es nun in Hannover ein Zentrum für Patienten, die unter den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung leiden.
Corona-Spätfolgen: Patienten werden von ihren behandelnden Ärzten nicht Ernst genommen
Häufig geht für viele Corona-Patienten nach der Erkrankung das Martyrium erst los. Selbst bei milden Verläufen kann Covid-19 Auswirkungen auf den Organismus haben. Gefäße werden durch Entzündungen geschädigt, das Lungengewebe kann sich verändern und das Immunsystem kann total übersteuern. Besonders schlimm sei es, wenn dann diese Patienten von ihren behandelnden Ärzten nicht ernst genommen würden. „Im allgemeinen Medizinbetrieb werden sie eher als Spinner abgetan“, sagt Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) auf tagesschau.de. Deshalb gibt es seit kurzem an der MHH eine „Post-Covid-Ambulanz, in der Patienten aus ganz Deutschland behandelt werden. Professor Welte schätzt, dass „ein bis drei Prozent“ aller Corona-Infizierten sich mit solchen Langzeitfolgen herumplagen. Auf ganz Deutschland hochgerechnet seien das mehrere tausend Betroffene.
Bei vielen Patienten sind die Symptome* nach überstandener Corona-Infektion ganz unterschiedlich. Häufig leiden die Betroffenen unter Kurzatmigkeit und Luftnot. Im Computertomographen (CT) sieht man dann eine „milchglasartige Trübung“ der Lunge, so Welte. Dieser Zustand kann sich jedoch mit der Zeit verbessern. „Es geht zwar langsam, aber es verändert sich in der Regel zum Besseren“, sagt der Professor. Andere Patienten leiden an anhaltender Müdigkeit - auch „Fatigue“ genannt. Betroffene haben auch Geruchs- und Geschmacksstörungen oder eine Ermattung der Arm- und Beinmuskeln. „Was der Auslöser dieses Mattigkeitssyndroms ist, ist nicht ganz klar“, sagt Welte, aber es scheine, als ob das Immunsystem der Betroffenen nachhaltig in Unordnung sei. „Die muskuläre Leistung geht einfach unglaublich runter.“
Corona: Spätfolgen einer Covid-Erkrankung - Die Zahl der Betroffenen ist ungewiss
Im Vergleich zu Welte gehen Studien aus Großbritannien oder Italien von einer weitaus höheren Anzahl an Betroffenen aus. Dort wurden jedoch hauptsächlich Patienten mit einem schweren Verlauf untersucht. So litten 74 Prozent der Infizierten die mit Covid-19 im Southmead Hospital in Bristol behandelt wurden, zwei bis drei Monate später immer noch unter Atemnot und extremer Müdigkeit. Italienische Forscher fanden im Juli heraus, dass 44 Prozent der von ihnen befragten Corona-Patienten nach zwei Monaten noch Beschwerden haben. 53 Prozent von ihnen litten unter „Fatigue“, 43 Prozent klagten über Atemnot und 27 Prozent hatten Gelenkschmerzen. Nur etwa 13 Prozent der ehemaligen Infizierten zeigten nach zwei Monaten keine Symptome mehr. (tel) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
Wie lange das Coronavirus die Welt noch in Atem halten wird, darüber sind sich Wissenschaftler nicht einig. Dennoch hat die WHO nun eine Prognose abgegeben. Das Robert-Koch-Institut hat jetzt untersucht, wo in Deutschland die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, mit Corona infiziert zu werden.