Alarmrotte der Luftwaffe – alle Infos zu Flugzeugen und Standorten
Was ist eine Alarmrotte, wie viele davon gibt es in Deutschland, wo sind diese stationiert? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur schnellen Einsatzbereitschaft der Luftwaffe.
Köln – „Allzeit bereit“, so kann man die Grundaufgabe der Alarmrotten der Luftwaffe der deutschen Bundeswehr zusammenfassen. In allen NATO-Staaten, aber auch einigen Nicht-NATO-Staaten wie der Schweiz oder dem zukünftigen Mitgliedsstaat Finnland wird der Begriff Quick Reaction Alert (QRA) für diese Form der schnellen Einsatzbereitschaft verwendet.
Eurofighter der Luftwaffe: Was ist eine Alarmrotte?

Eine Alarmrotte besteht aus zwei oder drei Flugzeugen, die bei Verletzungen des Luftraums oder Zwischenfällen wie Flugzeugentführungen schnell reagieren können. Sie sind 24 Stunden am Tag im Einsatz, 365 Tage im Jahr. Die dafür eingeteilten Piloten befinden sich in Bereitschaft und sind bei einem Alarm innerhalb von 15 Minuten in der Luft.
Nicht jeder Alarm bedeutet auch eine tatsächliche Gefahrensituation. Nach Angaben der Bundeswehr kommt es in der Regel ein- oder zweimal im Monat vor, dass die Alarmrotte aufsteigen muss, da über längere Zeit kein Kontakt mehr zu einem zivilen Flugzeug herzustellen ist. Wenn dieser Zustand länger als fünf Minuten andauert, informiert der zuständige Fluglotse die entsprechenden Stellen, die wiederum die Alarmrotte aussenden.
Oft liegt der Grund dafür in menschlichen Irrtümern. Verlässt ein ziviles Flugzeug einen bestimmten Sektor des Luftraums, erhält es eine neue Funkfrequenz, auf der es einen neuen, für diesen Sektor zuständigen Lotsen erreichen kann. Dabei können Fehler wie Zahlendreher passieren und dementsprechend ist das Flugzeug dann nicht mehr zu erreichen. In diesem Falle machen die Flieger der Alarmrotte die Piloten eventuell allein durch ihre Präsenz, ansonsten durch Handzeichen auf ihre Fehler aufmerksam. Die Kampfpiloten müssen jedoch überprüfen, ob ein Fehler, ein Notfall oder eine Gefahrensituation vorliegt. Handelt es sich um einen Ernstfall, können die Kampfjets eingreifen.
Kampfjets: Aus welchen Flugzeugen besteht eine Alarmrotte?
In Deutschland besteht eine Alarmrotte aus zwei Kampfjets vom Typ Eurofighter Typhoon. Im Rahmen von QRA-Maßnahmen setzen auch Österreich und Großbritannien den Eurofighter ein. Andere Länder nutzen andere Flugzeugtypen zu diesem Zweck. In den Niederlanden starten F-16 bei einem Quick Reaction Alert, in Norwegen sind sowohl F-16 als auch F-35 hierfür im Einsatz. Auch die Bundeswehr entschied sich für die Anschaffung von F-35, um die Tornado-Jagdbomber in ihrem Bestand zu ersetzen. Eventuell könnten diese in Zukunft auch die deutschen Alarmrotten verstärken – schließlich hatte Ingo Gerhartz, der Inspekteur der Luftwaffe, die F-35 in einer Stellungnahme als „modernstes Kampfflugzeug weltweit“ bezeichnet.
Eurofighter: Wo sind Alarmrotten in Deutschland stationiert?
Der deutsche Luftraum wird in einen nördlichen und einen südlichen Part unterteilt. Für den nördlichen Luftraum stellt das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ vom Fliegerhorst Wittmund in Niedersachsen die Alarmrotte, für den südlichen Luftraum das Taktische Luftwaffengeschwader 74 vom Fliegerhorst Neuburg/Donau in Bayern. Diese gehören zu den vier Eurofighter-Stützpunkten in Deutschland. Im Bedarfsfall kann Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ am Fliegerhorst Laage in Mecklenburg-Vorpommern einspringen. Da am Stützpunkt Wittmund derzeit Baumaßnahmen stattfinden, stellt das Taktische Luftwaffengeschwader 73 beispielsweise aktuell die Alarmrotte für den nördlichen Luftraum.

Luftwaffe: Wer koordiniert die Alarmrotten?
An sich unterstehen die Alarmrotten der NATO. Im Februar 2023 etwa kam es zu einem „Alarmstart“ („Alpha Scramble“) von drei deutschen Eurofightern, um drei russische Maschinen über der Ostsee aufzuklären. Bei nationalen Einsätzen hingegen ist das Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum (NLFZ SiLuRa) für die Führung der Alarmrotte zuständig. Dieses hat seinen Sitz bei Uedem am Niederrhein, gibt es seit 2003 und wurde als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 und das Kidnapping eines Kleinflugzeugs im Raum Frankfurt am 5. Januar 2003 gegründet. Das NLFZ SiLuRa ist eine gemeinsame Einrichtung verschiedener Ressorts, in der die verschiedenen Zuständigkeiten für die Sicherheit im deutschen Luftraum gebündelt sind:
- Flugsicherung, in Verantwortung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), vertreten durch die Deutsche Flugsicherung (DFS)
- Gefahrenabwehr, in Verantwortung des Bundesministeriums des Innern (BMI), vertreten durch die Bundespolizei
- dabei jeweils unterstützender Einsatz der Alarmrotten (QRA), in Verantwortung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), vertreten durch die Luftwaffe
Der deutsche Luftraum gehört zu den verkehrsreichsten der Welt und ist in über 80 Sektoren aufgeteilt. Die Fluglotsen der Flugsicherung sitzen in fünf Kontrollzentren in Deutschland und den Niederlanden, um den Luftverkehr über Deutschland zu koordinieren. Doch es Unklarheiten, Probleme oder Notfälle gibt, dann sind die Flieger der Alarmrotten gefragt. (nbo) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage.