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Riesen-Wrack soll aus Bodensee geholt werden – „Weltweit einzigartige Bergungsmission“

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Von: Patrick Mayer

Gegenüber Friedrichshafen: Am Bodensee plant ein Schweizer Verein die Bergung eines riesigen Schiffswracks bei Romanshorn. Es gibt Risiken.

München/Konstanz – Der 2. Mai 1933 war am Bodensee ein aufsehenerregender Tag. Nicht etwa, weil das Wetter am größten Binnengewässer Deutschlands außerordentlich gut oder schlecht war.

Bodensee: Schweizer Verein will „Säntis“ bei Romanshorn aus dem Wasser bergen

Nein, auf der Schweizer Seite des Gewässers im Dreiländereck mit Österreich wurde an jenem Tag das große Dampfschiff „Säntis“ versenkt. Bedenken bezüglich Umweltschutz? Eine mögliche Verschmutzung des Wassers? Es war ein aus heutiger Sicht unvorstellbarer Vorgang, der seinerzeit Hunderte Schaulustige bei Romanshorn an den Hafen lockte.

Viereinhalb Minuten dauerte es laut Südkurier, ehe die 49 Meter lange und elf Meter breite „Säntis“ damals in den Tiefen des Bodensees verschwand. Schon bald will sie der „Romanshorner Schiffsbergevereins“ aus der Schweiz in einer nicht minder spektakulären Aktion wieder an die Oberfläche befördern.

Der Berg Säntis thront hinter dem Bodensee. Auf der Schweizer Seite liegen davor am Ufer Rorschach, Arbon und Romanshorn.
Der Berg Säntis thront hinter dem Bodensee. Auf der Schweizer Seite liegen davor am Ufer Rorschach, Arbon und Romanshorn. © IMAGO / Panthermedia

„Säntis“-Bergung am Bodensee: Riesen-Wrack liegt auf Schweizer Seite des Gewässers

„Das ist ein Riesen-Wrack, das wir hier anheben möchten“, erklärte der Präsident des Vereins, Silvan Paganini, bei einem Medientermin in Romanshorn. Er erwarte eine „weltweit einzigartige Bergungsmission“, so der Schweizer. Ein Wrack, das demnach in 210 Metern Tiefe liegt, und zwar etwa fünf Kilometer vom Ufer entfernt – quasi Mitten im See.

Entsprechend knifflig und teuer wird die geplante Bergung, die rund um den Bodensee schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Es wird teuer. Der Verein wirbt auf der Crowdfunding–Plattform Lokalhelden.ch der Schweizer Raiffeisen-Genossenschaft um Spenden. Wie die Schwäbische Zeitung schreibt, gibt es zwei mögliche Szenarien für die Bergung des Stahlkolosses.

Dampfschiff „Säntis“

Die „Säntis“ wurde als Schweizer Dampfschiff 1892 auf dem Bodensee in Dienst gestellt. Benannt war es nach dem Berg „Säntis“, der aus deutscher Perspektive den Horizont hinter dem riesigen Binnengewässer prägt. Mit einem Tiefgang von bis zu 1,36 Metern, einer Länge von 49 Metern und einer Breite von elf Metern beförderte es 41 Jahre lang Reisende, Touristen sowie Geschäftsleute von A nach B.

Mit ihrem 450 PS starken Dampfantrieb erreichte sie Geschwindigkeiten von bis zu 26 Stundenkilometern. Weil eine Verschrottung zu teuer gewesen wäre, wurde das Schiff am 2. Mai 1933 von den Schweizerischen Bundesbahnen als Betreiber einfach im See versenkt.

„Säntis“-Bergung am Bodensee: Riesen-Wrack hat immenses Gewicht, hohe Kosten erwartet

Entweder wird mit hydraulischen Unterwasserkränen gearbeitet, sogenannten Litzenhebern. Dies würde demnach 522.000 Euro kosten. Oder pressluftgefüllte Hebesäcke kommen zum Einsatz. Kostenpunkt: geschätzt 196.000 Euro. Laut Schwäbische Zeitung gebe es in diesem Szenario aber größere Risiken bei der Hebung des Wracks.

Ohnehin sei ein so großes Schiff, immerhin 124 Tonnen schwer, noch nie aus so großer Tiefe aus dem Bodensee geborgen worden. Die Hebetechnik müsste wegen Ablagerungen und des Vakuumeffektes letztlich ein Gewicht von geschätzt 240 Tonnen bewältigen, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Paganini, der im Beruf immerhin Technischer Betriebsleiter für Nautik und Werft bei der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt (SBS) ist. Und sich folglich auskennen muss.

Dampfschiffe wie die „Greif“ waren in den 1930er Jahren auf dem Bodensee unterwegs. Hier ein Beispiel vom Konstanzer Hafen. Im Hintergrund die Schweizer Bergkulisse samt „Säntis“. (Archivfoto)
Dampfschiffe wie die „Greif“ waren in den 1930er Jahren auf dem Bodensee unterwegs. Hier ein Beispiel vom Konstanzer Hafen. Im Hintergrund die Schweizer Bergkulisse samt „Säntis“. (Archivfoto) © IMAGO / Arkivi

„Säntis“-Bergung am Bodensee: Taucher gelangen nicht zum Wrack bei Romanshorn

Ein weiteres Problem: Taucher können das Wrack in dieser Tiefe nicht erreichen, es muss mittels Tauchrobotern geborgen werden. Paganini hat seinem Arbeitgeber SBS das Wrack bereits für einen symbolischen Franken abgekauft.

Jetzt muss im nächsten Schritt geklärt werden, wie viel Geld für welche Bergungstechnik letztlich durch Spenden zusammenkommt. Viele Interessierte am Bodensee, dem erneut niedrige Pegelstände drohen, verfolgen diesen Prozess gespannt. Worauf die große Medienpräsenz des Themas im Dreiländereck schließen lässt. (pm)

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