Die F-35 Lightning II – der neue Tarnkappenbomber für die Bundeswehr
Was kostet eine F-35, welche Länder besitzen den Tarnkappenbomber und wie viele F-35 hat die Luftwaffe der Bundeswehr bestellt? Die wichtigsten Infos im Überblick.
Köln – Der Kampfbomber Panavia 200 Tornado hat ausgedient. Als Ersatz für den bis 1998 produzierten Flieger schafft die Bundeswehr 50 neue Flugzeuge an: 15 Eurofighter Typhoon und 35 Tarnkappenbomber vom Typ F-35A. Da ein europäischer Ersatz zu lange in der Entwicklung dauert, ist der Kauf der Flugzeuge des US-amerikanischen Herstellers Lockheed Martin derzeit alternativlos, obwohl die Bomber wegen ihrer hohen Kosten und einer langen Mängelliste in der Kritik stehen. Die Lockheed Martin F-35 Lightning II, wie der volle Name des Flugzeugs lautet, gibt es in drei Varianten.
- F-35A: Ein konventionell startendes und landendes Flugzeug (CTOL)
- F-35B: Ein Kurzstartflugzeug mit Senkrechtlandekapazität (STOVL)
- F-35C: Die Flugzeugträgervariante des Joint Strike Fighters mit größeren Tragflächen, beiklappbaren Tragflächenenden, verstärktem Fahrwerk sowie Fanghaken
Die F-35 Lightning II in Zahlen
Länge | 15,70 m |
Flügelspanne | 10,70 m |
Nutzlast mit Zuladung | 8.160 kg |
Höchstgeschwindigkeit | Mach 1,6 (1.976 km/h) |
Reichweite | 2.100 km |
Die F-35 gehört zu den meistgenutzten Kampfflugzeugen der Welt. Das US-amerikanische Mehrzweckkampfflugzeug hat eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,6 (entspricht 1.976 km/h). Die Version F-35A, welche die Luftwaffe der Bundeswehr anschaffen möchte, ist serienmäßig mit einer vierläufigen Gattling-Kanone vom Typ GAU-22/A (Kaliber 25 mm) bestückt, für die 180 Schuss Munition mitgeführt werden. Die Typen F-35B und F-35C haben diese nicht standardmäßig an Bord, können damit aber nachgerüstet werden. Für Stealth-Missionen besitzt der Tarnkappenbomber zwei Waffenschächte mit vier Laststationen. Die äußeren der beiden internen Lastenträger können schwere Waffen, in erster Linie Bomben, aber auch Panzerabwehrlenkwaffen, mitführen, die anderen beiden Stationen sind für leichtere Waffen ausgelegt, in der Regel Luft-Luft-Raketen. Für Einsätze, bei denen die Tarnkappeneigenschaften des Mehrzweckkampfflugzeugs nicht benötigt werden, gibt es sechs Außenlastträger (acht bei der F-35C).
Einige davon können mit Waffen wie Marschflugkörpern oder Luft-Boden-Raketen bestückt werden, die sich nicht für die internen Waffenschächte der F-35 eignen. Die beiden äußeren Träger in der Nähe der Flügelspitzen jedoch sind nur für leichte Kurzstrecken-Luft-Luft-Raketen ausgelegt.

Was kostet eine F-35A?
Eine F-35A kostet nach Regierungsangaben 73 Millionen Euro, inklusive Waffensystemen und Ersatzteilen sogar 100 Millionen Euro. Allerdings sind auch diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen: Anderen Quellen sprechen von einem Preis zwischen 3,5 und fünf Milliarden Euro für die 35 Flugzeuge, was einem Stückpreis zwischen 100 und 143 Millionen Dollar pro Maschine entspricht.
Der Tarnkappenbomber steht wegen seiner hohen, teilweise schwer zu kalkulierenden Anschaffungskosten immer wieder in der Kritik; oft sollen die von Lockheed Martin genannten Preise lediglich Schätzungen sein, die verkaufsfördernd niedrig angesetzt wurden. Auch der Betrieb ist nicht ohne: Eine Flugstunde soll derzeit mit 36.000 Dollar (etwa 33.500 Euro) zu Buche schlagen. Der Hersteller verspricht eine weitere Reduktion der Kosten auf 25.000 Dollar (etwa 23.750 Euro) pro Flugstunde bis 2025.
Welche Länder haben die F-35?
Hauptabnehmer des Mehrzweckkampfflugzeugs sind die USA, die schon über 2.000 Maschinen vom Typ F-35 gekauft oder bestellt haben. Hauptsächlich handelt es sich dabei um F-35A, doch auch jeweils über 300 Maschinen vom Kurzstartflugzeug F-35B und vom für die Navy entwickelten F-35C hat das amerikanische Militär schon bestellt.
Es ist der erste US-amerikanische Tarnkappen-Flieger, der auch in andere Länder verkauft wird; bei den Vorgängern F-117, B-2 und F-22 Raptor war dies nicht der Fall. Die F-35 ist ein Exportschlager, wobei die meisten Länder wie Deutschland die F-35A bestellt haben. Japan und Italien haben zusätzlich Maschinen vom Typ F-35B geordnet, Großbritannien und Singapur ausschließlich. Folgende Länder besitzen die F-35 Lightning II oder haben sie bestellt:
- USA
- Japan
- Italien
- Kanada
- Australien
- Finnland
- Südkorea
- Norwegen
- Israel
- Vereinigte Arabische Emirate
- Vereinigtes Königreich (Großbritannien)
- Niederlande
- Schweiz
- Deutschland
- Belgien
- Polen
- Dänemark
- Singapur
Ein Sonderfall ist die Türkei. Das Land hatte zu den Entwicklungspartnern des Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeugs der fünften Generation gehört, 30 Maschinen vom Typ F-35A geordert, wobei eine Bestellung von bis zu 100 Flugzeugen auf längere Sicht geplant war. Von 2018 an wurde türkisches Personal auf der Luke Air Force Base in den USA an vier F-35 unterrichtet, die zwar schon zum Bestellumfang gehörten, die jedoch bis 2020 auf der besagten Basis bleiben sollten. Am 14. August jenes Jahres stoppte der damalige US-Präsident Donald Trump die Auslieferung der Maschinen, nachdem bekannt wurde, dass die Türkei das russische S-400-Flugabwehrsystem anschaffen wollte. Da die USA befürchteten, dass durch diese Kombination geheime Daten über die F-35 in russische Hände fallen könnten. Im Juli 2019 wurde die Bestellung schlussendlich storniert.

Die Geschichte der F-35
1993 wurde das Programm JSF (Joint-Strike-Fighter) von den US-Streitkräften ins Leben gerufen, welches veraltete Kampfflugzeuge bei der US Air Force und in Partnerländern ersetzen sollte. Ein Tarnkappenflugzeug mit Sensor-Integration sollte in diesem Zug entwickelt werden. Vier Unternehmen (McDonnell Douglas, Northrop, Lockheed Martin, Boeing) legten dem US-Verteidigungsministerium dafür Konzeptstudien vor; Lockheed Martin und Boeing erhielten den Auftrag für den Bau von Prototypen. Lockheed Martin profilierte sich mit der X-35, die sich in Tests gegen die X-32 von Boeing durchsetzte: Am 26. Oktober 2001 erhielt das Unternehmen den Zuschlag für die Entwicklung der F-35 Joint Strike Fighter.
Neben den USA als Hauptentwickler beteiligten sich neun Partnerländer an der F-35: Großbritannien, Italien, die Niederlande, Australien, Norwegen, Dänemark, Kanada, Japan und (bis zum Streit mit den USA) die Türkei. Von 2004 an wurden 22 Prototypen produziert, von denen 14 flugfähig waren.
Am 7. Juli 2006 wurde der offizielle Name des neuen Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeugs verkündet: F-35 II Lightning. Nachdem in Frühling jenes Jahres Berichte die Runde machten, dass die Tarnkappenfähigkeit des Flugzeugs nicht auf dem Level der ursprünglichen Versprechungen seien, meldete Australien Bedenken an, während die britische Regierung mit einem Ausstieg aus dem Entwicklungsprogramm drohte. Letztendlich blieben beide Länder jedoch Teil des Programms. Am 15. Dezember fand der Erstflug einer F-35A in Fort Worth statt, der jedoch nach 32 Minuten abgebrochen werden musste. In den folgenden Jahren wurden auch die Erstflüge der Variationen F-35B (11. Juni 2008) und F-35C (6. Juni 2010) durchgeführt.
In der Testphase zeigten sich mehrere Probleme des Mehrzweckkampfflugzeugs: Die Hüllen waren teilweise bruchanfällig, die Tanks vulnerabel bei Blitzeinschlägen, es gab Probleme mit den Helm-Displays und der Software usw. Eine Expertengruppe des US-Verteidigungsministeriums schätzte im Jahr 2009, dass die F-35 zu diesem Zeitpunkt in ihrer Entwicklung bereits 30 Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan lag. Im April jenes Jahres wurden laut Wall Street Journal bei einem Hackerangriff Daten über die F-35 gestohlen worden sein, laut Pentagon fielen den Hackern jedoch keine sensiblen Daten in die Hände. Es wird von einem chinesischen Cyberangriff ausgegangen, da Teile der Daten angeblich in die chinesischen Kampfflugzeuge Chengdu J-20 und Shenyang FC-31 integriert wurden.
Wann war die Indienststellung der F-35?
- F-35B: 31. Juli 2015 (US Marine Corps)
- F-35A: 2. August 2016 (US Air Force)
- F-35C: 28. Februar 2019 (US Navy)
Fortschrittliches Mehrzweckkampfflugzeug mit Macken

Obwohl die F-35 als derzeit fortschrittlichster Kampfjet der Welt gilt und sich gut verkauft, gibt es weiterhin reichlich Kritik an dem Flugzeug. Zwei der ursprünglichen Ziele des JSF-Programms, nämlich günstige Anschaffungs- und Wartungskosten, erfüllt die F-35 nämlich nicht. Außerdem werden die Maschinen teilweise als „Prototypen im Einsatz“ verspottet, da es immer wieder Medienberichte über Fehlfunktionen und Nachbesserungen gibt.
Im Oktober 2022 gab es Berichte darüber, dass die F-35 der US-Streitkräfte wegen eines Produktionsfehlers bei den Schleudersitzen am Boden bleiben mussten: Sitz-Hersteller Martin-Baker hatte vergessen, eine Patrone Magnesiumpulver einzubauen, das zur Zündung des Schleudersitzes und dem Öffnen des Fallschirms gebraucht wird.
Bei neueren Produktionstranchen behob der Hersteller den Fehler, die ausgelieferten Maschinen mussten jedoch überprüft und repariert werden. Im Februar 2021 titelte das Forbes-Magazin: „Die US Air Force hat gerade zugegeben, dass der F-35-Stealthfighter ein Fehlschlag ist.“ Das Magazin zitierte Aussagen von Angehörigen der Luftwaffe, dass die F-35 all jene Probleme habe, zu deren Lösung sie eigentlich entwickelt worden sei. Allerdings merkt der Bericht ebenfalls an, dass die F-16, als deren Ersatz die F-35 entwickelt wurde, nicht mehr mit der neuesten Software arbeiten kann. Manche US-Luftwaffenangehörige wünschen sich daher die Entwicklung eines komplett neuen Flugzeugs. Für Deutschland ist der Kauf der F-35 eh nur eine Übergangslösung: Gemeinsam mit Frankreich und Spanien arbeitet Deutschland an einem neuen Flugzeugtyp, Projektname Future Combat Air System (FCAS). Da Experten jedoch damit rechnen, dass dieser frühestens 2040 die Tornados in den Reihen der Bundeswehr ersetzen kann, werden erst die F-35 angeschafft. (nbo) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage.