Kurz vor der EMA-Entscheidung zum Impfstoff: Virologe Streeck mit überraschender Einschätzung
Der Virologe Hendrik Streeck hält eine Auffrischungsimpfung mit einem angepassten Impfstoff nicht für zwingend notwendig. Denn deren Wirkung ist bisher nur im Labor nachgewiesen.
München - Die europäische Arzneimittelbehörde EMA entscheidet am Donnerstag (1. September) über die Zulassung eines weiteren Impfstoffs gegen das Coronavirus. Dabei handelt es sich um ein von Biontech/Pfizer und Moderna entwickeltes Vakzin, das vor der Omikron-Variante BA.1 schützen soll. Ende September soll ein Impfstoff folgen, der gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen soll.
Streeck über die Impfstoffe gegen die Omikron-Varianten: Laborversuche zeigen bessere Neutralisation
In einem Interview mit dem Nachrichtensender ntv sagte Hendrik Streeck, dass die neuen Impfstoffe im Labor getestet wurden. Dabei stellte sich laut dem Virologen heraus, dass die den BA1- und BA5-Varianten angepassten Impfstoffe eine bessere Wirksamkeit in Neutralisation des Virus zeigen.

Gleichzeitig schränkte Streeck jedoch ein, dass derzeit die meisten Menschen gegen die ursprüngliche Corona-Variante geimpft sind. Nun stelle sich die Frage, ob man eine Auffrischungsimpfung gegen BA.1 Anfang September machen oder bis Ende September abwarte solle, um sich gegen BA.5 zu schützen.
Streeck über die Impfstoffe gegen die Omikron-Varianten: Breite Wirkung noch nicht bewiesen
Da aber die neuen Impfstoffe bisher nur im Labor und nicht am Menschen getestet wurden, spricht für Streeck vieles dafür, den ursprünglichen Impfstoff zu verwenden, und nicht die angepassten Varianten. Denn es sei noch nicht ganz klar, wie gut der angepasste Impfstoffe den Impfschutz wirklich verbessere.
Daher verspreche eine Auffrischungsimpfung, ob gegen BA.1 oder die ursprüngliche Variante, einen gleichen Schutz vor dem schweren Verlauf einer Infektion. „Wir werden keinen besseren Schutz vor der Infektion bekommen“, ist sich Streeck sicher.
Streeck über die Warnung Lauterbachs vor Gehirnentzündungen: „Die Kirche im Dorf lassen“
Bezüglich eines Tweets von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dass viele 20-50-Jährige im Herbst eine Entzündung ihres Gehirngewebes als Folge von Long-Covid erleben werden, gibt Streeck Entwarnung. Zwar gebe es immer wieder Berichte von verschiedenen Einflüssen des Virus auf das Gehirn.
Doch das sei etwas, das nicht jeden betreffe, der eine Corona-Erkrankung durchmacht. „Man muss da ein bisschen die Kirche im Dorf lassen“, so Streeck. Es könne zu einer Entzündung im Gehirn kommen, aber das sei nicht der Regelfall.