Hungersteine: Was es mit den ungewöhnlichen Steinen im Rhein auf sich hat
Durch das Niedrigwasser im Rhein werden dort immer häufiger sogenannte Hungersteine sichtbar. Diese sollen an Dürrejahre aus der Vergangenheit erinnern.
Köln – Ganz NRW hat mit den Folgen des Niedrigwassers im Rhein zu kämpfen. In Köln wird vor der Begehung des Rheinufers gewarnt, da aufgrund des geringen Rheinpegels unter anderem Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg ans Tageslicht gespült werden. Auch in Düsseldorf, Bonn oder Bad Honnef hat der Rhein inzwischen einen so kritischen Wert erreicht, dass sich die Frage stellt, ab wann der Fluss zu Fuß durchquert werden kann. Das ist aktuell noch nicht der Fall – dafür könnte man beim Besuch des Rheinufers auf sogenannte Hungersteine treffen, Relikte aus vergangenen Zeiten.
Hungersteine werden im Rhein sichtbar – Folge des Niedrigwassers und geringen Pegels

Bei Hungersteinen handelt es sich um große Steine, die bei Niedrigwasser im Flussbett oder auf Gewässergründen sichtbar werden. Auf ihnen verewigt bzw. eingeritzt sind Jahreszahlen, die mit Dürrezeiten in Verbindung stehen. Und aufgrund des geringen Pegels werden die Steine, die vor den Folgen des Wassermangels warnen, nun auch an vielen Stellen im Rhein-Gebiet sichtbar.
Hungersteine – was sie bedeuten
Hungersteine sind große Steine, die bei Niedrigwasser im Flussbett oder auf Gewässergründen sichtbar werden. Sie sind nach der mit Dürrezeiten in Verbindung stehenden Gefahr einer Hungersnot benannt.
Auch in der Schifffahrt können niedrige Wasserstände für die Binnenschiffer hinderlich sein und Notzeiten bedeuten. Hungersteine sind oft mit Jahreszahlen oder Inschriften versehen, um an Niedrigwasser zu erinnern, im Gegensatz zu Hochwassermarken, mit denen Höchstwerte von Hochwassern festgehalten werden.
Für eine Markierung von Tiefständen können auch Schotterflächen, wie an der Augustusbrücke in Dresden oder am Grenzübergang Schmilka, oder auch Felsen (Hungerfelsen), wie in Magdeburg und Torgau, genutzt werden.
Hungersteine im Rhein: Inschriften gehen zurück bis ins Jahr 1417 – bis 2003
Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, reichen die Steine im Rhein zurück bis ins Mittelalter; die älteste, bekannte Datierung stamme aus dem Jahr 1417. Die „jüngsten“ bekannten Steine dieser Art beherbergen eine Inschrift aus dem Jahr 2003 und wurden sowohl in der Elbe bei Dresden, als auch dem Kölner Stadt-Anzeiger zufolge jüngst im Rhein bei Leverkusen entdeckt. In der Nähe von Worms seien zudem beispielsweise auch Relikte aus den Jahren 1857, 1947, 1959 und 1963 aufgetaucht. Der Pegel des Flusses lag am Morgen des 18. August übrigens bei 74 Zentimetern.
Hungersteine: Steht im Rhein bald ein Stein mit der Inschrift 2022?
Und sollte der Pegel weiter sinken oder auf dem aktuellen Stand verweilen, könnte bald auch ein Stein mit der Inschrift 2022 hinzukommen. Vorher werden die Menschen in NRW allerdings darauf hoffen, dass der Fluss bald wieder seinen „Normal-Zustand“ erreicht. (mo) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren. Dieser Text wird laufend aktualisiert.