Gletscherbruch in den Dolomiten: Angehörige erheben schwere Vorwürfe

Sechs Tage nach dem Gletscherbruch in den Dolomiten in Norditalien wird der letzte vermisste Bergsteiger tot augefunden.
Canazei – Nach dem Gletscherbruch in den Dolomiten ist die Zahl der Todesopfer auf elf gestiegen. Knapp eine Woche nach dem Unglück in den italienischen Alpen wurde der letzte noch vermisste Bergsteiger tot aufgefunden. Derzeit gebe es „keine Hinweise“, dass weitere Menschen auf der Marmolata in den Dolomiten verschüttet worden seien, sagte der zuständige Polizeibeamte Giampietro Lago am Samstag (9. Juli).
Der Sucheinsatz geht dennoch weiter. Am Samstag und am Sonntag werde die Suche mit Drohnen fortgesetzt, teilte der Präsident der Provinz Trient, Maurizio Fugatti, mit. Die Einsatzkräfte suchen weitere Leichenteile und anderes persönliches Material der Unfallopfer, sagte Fugatti.
Gletscherkatastrophe in Norditalien: Zwei Deutsche unter Verletzten
Bei den Toten handelt es sich um sechs Männer und drei Frauen aus Italien sowie zwei tschechische Bergsteiger. Das jüngste Opfer war Medienberichten zufolge ein 22 Jahre alter Mann aus Vicenza. Acht Menschen wurden verletzt. Darunter sind ein Mann und eine Frau aus Deutschland, die in einer Klinik der Provinz Belluno behandelt werden. Ihr Zustand sei stabil, hieß es zuletzt vom Krankenhaus. Zunächst waren sechs Tote von Angehörigen identifiziert worden. Die anderen fünf Leichen konnten nur durch DNA-Abgleiche den Vermissten zugeordnet werden. Diese wurden von einer Spezialeinheit der Carabinieri durchgeführt.
Der Bürgermeister von Canazei hatte für Samstag (9. Juli) einen Trauertag angeordnet, an dem sich alle Gemeinden des Fassatals beteiligen. Für 18 Uhr war eine Schweigeminute vorgesehen. Zugleich sollte in der Pfarrkirche von Canazei eine Trauermesse beginnen, die unter anderem vom Erzbischof von Trient, Lauro Tisi, zelebriert wird.
Gletscherbruch in den Dolomiten: Angehörige werfen Behörden Fahrlässigkeit vor
Am vorigen Sonntag war vom Gletscher auf der Nordseite der Marmolata ein massiver Brocken abgebrochen und zusammen mit Wasser und Geröll mit einer Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern ins Tal gestürzt. Dabei erwischte er die Alpinisten, die auf dem normalen Weg unterwegs waren und riss einige von ihnen mit. Laut Experten waren die hohen Temperaturen der vergangenen Tage und Wochen, die mit dem Klimawandel zusammenhängen dürften, ein Grund für das Unglück.
Einige Angehörige von Opfern haben den italienischen Behörden vorgeworfen, fahrlässig gehandelt zu haben, indem sie das Gletschergebiet nicht absperrten. Sie verwiesen auf Aussagen von Wanderern und Bergführern, die in den vergangenen Wochen angesichts der hohen Temperaturen vor den Gefahren durch den Gletscher gewarnt hätten. Die Staatsanwaltschaft in Trient hat Untersuchungen zur Unglücksursache eingeleitet. (sne/dpa/AFP)