Erster Gegenkandidat für Steinmeier - Linke nominiert Mediziner

Frank-Walter Steinmeier bekommt einen Gegenkandidaten bei der Wahl zum Bundespräsidenten. Die Linke will mit ihrer Nominierung ein Zeichen setzen.
Berlin - Die Wiederwahl Frank-Walter Steinmeiers als Bundespräsident gilt als ausgemacht. Das amtierende Staatsoberhaupt der Bundesrepublik ist sich der Unterstützung von Ampel-Koalition und Union sicher - und hatte lange nicht mal einen Gegenkandidaten. Das ändert sich nun. Die Linke schickt einen Kandidaten ins Rennen.
Bundespräsidenten-Wahl: Linke nominiert Sozialmediziner Trabert als Gegenkandidat zu Steinmeier
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, will die Linke den Mediziner Gerhard Trabert nominieren. Der gebürtige Mainzer setzt sich seit Jahren für eine sozialere Gesellschaft ein, kümmert sich zum Beispiel mit dem sogenannten Obdachlosenmobil um die ärztliche Versorgung wohnungsloser Menschen. Auf seiner Website schreibt der 65-Jährige: „Armut macht krank und Krankheit macht arm. Seit Jahrzehnten ist es mein wichtigstes Anliegen, diesen Missstand in die Öffentlichkeit zu tragen und zu versuchen, betroffenen Menschen als Sozialarbeiter und Arzt ein Stück Würde zurückzugeben.“
Trabert arbeitete auch bereits als Arzt in Krisengebieten wie der griechischen Insel Lesbos. Außerdem engagiert er sich in der zivilen Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Trabert ist kein Mitglied der Linken, steht der Partei allerdings sehr nahe. Bei der Bundestagswahl 2021* trat er als Direktkandidat in Mainz an und holte mit 12,7 Prozent der Erststimmen deutlich mehr als andere, gestandene Linke-Politiker. Trabert ist beliebt, doch Chancen auf eine Wahl zum Bundespräsidenten* hat er keine. Das ist dem Sozialmediziner auch bewusst.
Gerhard Trabert „Ich möchte auf die Armut in diesem Land hinweisen“
„Natürlich werde ich nicht zum Staatsoberhaupt gewählt werden, aber ich sehe schon ein Stückweit die Chance, eine Diskussion anzuregen“, sagt er der SZ mit Blick auf den Symbolcharakter seiner Nominierung: „Ich möchte die Kandidatur nutzen, um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in diesem Land hinzuweisen, und um als Fürsprecher von Menschen aufzutreten, die zu wenig gehört werden. Das zählt doch zu den ureigensten Aufgaben eines Bundespräsidenten.“
Er wolle nicht gegen Steinmeier operieren, sondern ein Zeichen setzen. „Meine Kandidatur richtet sich nicht gegen jemanden, sondern für etwas“, sagte Trabert. Und dieses für sei die soziale Frage, die in der bisherigen Amtszeit des Bundespräsidenten keine allzu große Rolle gespielt habe. „Da hätte er sich schon mal ein bisschen öfter zu Wort melden können.“

Linke und die soziale Frage: Kann die Partei von Trabert profitieren?
Die Linke versteht sich als Partei für soziale Gerechtigkeit und möchte die soziale Frage ihrerseits nach dem mauen Abschneiden bei der Bundestagswahl und dem Beinahe-Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde wieder stärker in den Fokus rücken. Ein Sozialmediziner wie Trabert soll nun dabei helfen, das soziale Profil der Linke zu stärken.
Wie die SZ berichtet, handelt es sich bei der Nominierung um einen gemeinsamen Vorschlag der beiden Parteichefinnen Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow sowie der Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch. Die Partei stellt immer wieder eigene Kandidaten zur Wahl des Bundespräsidenten auf, zuletzt den Armutsforscher Christoph Butterwegge.
Auch die AfD wird wohl noch einen eigenen Kandidaten präsentieren. Die Wahl zum Bundespräsidenten findet am 13. Februar statt. Auch Prominenten wie Bayern-Profi Leon Goretzka oder Virologe Christian Drosten* dürfen bei der Wahl abstimmen. (as) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA