200 Kampfjets vor Verlegung nach Deutschland: „Air Defender“ beginnt im Juni
Im Juni findet in Deutschland mit „Air Defender 23“ die größte Luftoperationsübung seit Nato-Bestehen statt. Eine Karte zeigt, wo genau das Manöver stattfindet.
Köln – Es ist ein Manöver der Superlative, das im Juni in und vor allem über Deutschland stattfinden wird. Die Rede ist von der Übung „Air Defender“, an der 25 Nationen mit über 200 Flugzeugen, darunter auch viele Kampfjets, teilnehmen werden. „Air Defender 23 ist die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Bestehen der Nato“, heißt es vonseiten der Bundeswehr. Die ersten Flugzeuge, die an der Nato-Übung der Luftwaffe teilnehmen, sind bereits gelandet. Wann findet die Übung statt? Wo werden die Kampfjets zu sehen sein? Und welche Nationen nehmen teil? Wir beantworten die wichtigsten Fragen in diesem Überblick.
Was genau ist Air Defender 23?
Unter dem Namen „Air Defender 23“ läuft im Juni 2023 eine große von Deutschland geführte Übung, an der die Nato teilnimmt. „Die 25 Partner und die Nato üben die gemeinsame Reaktionsfähigkeit ihrer Luftstreitkräfte bei einer Krisensituation“, teilt die Bundeswehr dazu mit. Die deutsche Luftwaffe hat die Führung der Operation. Deutschland fungiert dabei als sogenannter „Verteidigungsknotenpunkt“ in Europa. Air Defender ist nach Angaben der Bundeswehr die größte Luftoperationsübung seit Gründung der Nato 1949.
„Ziel ist es, die Kooperation der teilnehmenden Nationen zu optimieren und auszuweiten und gleichzeitig Stärke im Bündnis zu zeigen“, erklärt die Bundeswehr. Die 25 teilnehmenden Nato-Partner beteiligen sich mit 220 Flugzeugen und Kampfjets an der Übung, darunter allein 100 aus den USA.
Wann findet Air Defender 23 statt und wo ist die Luftwaffen-Übung zu sehen?
Air Defender 23 läuft vom 12. bis zum 23. Juni. Grundsätzlich sollen die Kampfjets und weiteren Flugzeuge dann montags bis freitags in drei Flugkorridoren, unterteilt nach Nord, Ost und Süd, über Deutschland unterwegs sein. An den Wochenenden sind keine Übungen geplant. Für jeden Flugkorridor ist der Luftraum dann zu bestimmten Zeiten für den zivilen Luftverkehr gesperrt und darf nur militärisch genutzt werden. Die folgende Auflistung beruft sich auf die aktuelle Planung der Luftwaffe. Es könnte noch zu Änderungen kommen.

Flugkorridor Nord:
► Gebiet: große Teile von Schleswig-Holstein, der Norden und Westen Niedersachsen, der Norden von NRW (nördlich von Münster), Teile der Nordsee
► Flughöhe (über dem Meeresspiegel): Je nach Region zwischen Flight Level 080 (circa 2438 Meter) und Flight Level 660 (circa 18.470 Meter)
► Zeitraum: Vom 12. Juni bis zum 16. Juni: 16 Uhr bis 20 Uhr; 19. Juni bis 23. Juni: 16 bis 20 Uhr
Flugkorridor Süd:
► Gebiet: Saarland, der Süden von Rheinland-Pfalz, Teile von Baden-Württemberg und Bayern
► Flughöhe (über dem Meeresspiegel): Je nach Region zwischen Flight Level 100 (circa 2900 Meter) und Flight Level 660 (circa 18.470 Meter)
► Zeitraum: Vom 12. Juni bis zum 16. Juni: 13 Uhr bis 17 Uhr; 19. Juni bis 23. Juni: 13 bis 17 Uhr
Flugkorridor Ost:
► Gebiet: Teile der Ostsee, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, und Sachsen
► Flughöhe (über dem Meeresspiegel): Je nach Region zwischen Flight Level 100 (circa 2.900 Meter) und Flight Level 660 (circa 18.470 Meter)
► Zeitraum: Vom 12. Juni bis zum 16. Juni: 10 Uhr bis 14 Uhr; 19. Juni bis 23. Juni: 10 bis 14 Uhr
An welchen Stützpunkten werden Jets für Air Defender stationiert?
Insgesamt wird es für Air Defender 23 sieben Stützpunkte in Deutschland geben, an denen die Kampfjets der Luftwaffe und der weiteren Nationen stationiert sein werden. Diese sieben Stützpunkte sind:
- Fliegerhorst Schleswig-Jagel (Schleswig-Holstein)
- Fliegerhorst Hohn (Schleswig-Holstein)
- Fliegerhorst Lechfeld (Bayern)
- Fliegerhorst Wunstorf (Niedersachsen)
- Fliegerhorst Neuburg (Bayern)
- NATO Airbase Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen)
- Airbase Spangdahlem (Rheinland-Pfalz)
Schleswig/Hohn, Wunstorf und Lechfeld gelten dabei als Hauptdrehkreuze für die Übung. Dort werden daher auch die mit Abstand meisten Kampfjets stationiert sein. Bereits am Dienstag (30. Mai) brachten die USA die ersten Transportflugzeuge nach Hohn und Wunstorf. Zusätzliche Einsätze werden laut Luftwaffe auch noch von Spangdahlem sowie aus Volkel in den Niederlanden und Čáslav in Tschechien gestartet.
Welche Nationen nehmen an Air Defender 23 teil?
Neben Deutschland nehmen noch 24 weitere Mitgliedsländer der Nato an Air Defender 23 teil. Darunter ist neben Japan, den USA oder dem Vereinigten Königreich auch das jüngste Nato-Mitglied Finnland. Eine komplette Auflistung der Teilnehmerländer finden Sie hier:
- Belgien
- Bulgarien
- Dänemark
- Deutschland
- Estland
- Finnland
- Frankreich
- Griechenland
- Italien
- Japan
- Kroatien
- Lettland
- Litauen
- Luxemburg
- Norwegen
- Polen
- Rumänien
- Schweden
- Slowenien
- Spanien
- Tschechien
- Türkei
- Ungarn
- USA
- Vereinigtes Königreich
Alle beteiligten Nationen sollen in der Woche vor der Übung ihre Flugzeuge nach Deutschland verlegen.

Air Defender startet im Juni: Was in den letzten Wochen noch passiert
Auch wenn Air Defender erst am 12. Juni startet, hat die Luftwaffe der Bundeswehr schon seit Wochen und Monaten mit dem Großprojekt zu tun. Aktuell geht es aber wirklich in die heiße Phase. „Derzeit laufen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren“, erklärt Oberstleutnant Matthias Boehnke auf Nachfrage von 24RHEIN von Ippen.Media. So werden aktuell noch die Unterkünfte aufgebaut. Immerhin werden auch rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten erwartet. Auch an der nötigen IT-Infrastruktur wird noch gearbeitet. Die Luftwaffe ist aber optimistisch. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, aber Arbeit bleibt noch genügend übrig“, so Boehnke. (bs)