Doch wo könnte dieses neue Zuhause liegen? Die SPD, die bundesweit keine 20 Prozent mehr schafft und im einstigen Kernland Nordrhein-Westfalen nur noch eine Erinnerungsgröße ist? Kaum. Bei Lindners Liberalen? Die kämpfen darum, nicht in die politische Todeszone von weniger als fünf Prozent abzurutschen. Die Linke? Gibt sich alle Mühe, von einer Partei zur Sekte zu mutieren. Bleibt die Union. Sie erreicht zwar knapp 30 Prozent, aber angesichts des Unmuts über die Ampel-Koalition kann das nicht beeindrucken.
► Ministerpräsident Hendrik Wüst ist am Donnerstag, 4. Mai 2023, 20h, zu Gast im Kölner Presseclub, dort stellt er sich den Fragen von Peter Pauls und Michael Hirz. Die Veranstaltung findet im Excelsior Hotel Ernst statt: Trankgasse 5, 50667 Köln, direkt am Kölner Dom / Hauptbahnhof Köln statt. Anmeldung: info@koelner-presseclub.de.
► Professor Manfred Güllner, geboren 1941 in Remscheid, ist Gründer und Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Er gründete das Unternehmen 1984, zuvor war er u.a. Direktor des Statistischen Amts in Köln.
► 24RHEIN-Gastautor Michael Hirz vom Kölner Presseclub war bis vor kurzem Programm-Geschäftsführer des Politik-Senders Phoenix und hat u. a. den „Internationalen Frühschoppen“ moderiert. Jetzt ist Michael Hirz freier Journalist, Kommunikationsberater und sitzt im Vorstand des Kölner Presseclub. Dieser Beitrag stammt aus dem Presseclub-Newsletter, den Sie hier abonnieren können.
Für Manfred Güllner hat das Akzeptanzproblem der CDU einen Namen: Friedrich Merz. Die versprochene Erneuerung der Partei werde vom Wähler nicht gesehen und die Vertrauenswerte des CDU-Chefs lägen „bei allen Wahlberechtigten und bei Anhängern der CDU deutlich unter denen, die Merkel kurz vor der letzten Bundestagswahl erhalten hatte – und zudem noch deutlich unter denen des derzeit nicht sonderlich populären Kanzlers.“ Es scheint so, als ob der passionierte Hobby-Flieger Merz in diesem Leben nicht mehr zu einem Höhenflug in der Beliebtheit ansetzen könnte.
Die dauerhafte Schwäche ihres Vorsitzenden lenkt den Blick auf die zweite Reihe der CDU, und da sticht neben Daniel Günther vor allem Hendrik Wüst, der NRW-Ministerpräsident, heraus. Der hat zwar, wie Güllner sagt, vor allem davon profitiert, dass die SPD im Land sich quasi aufgelöst hat. Aber seine CDU käme, wären jetzt Landtagswahlen, auf beachtliche 38 Prozent und seine persönlichen Popularitätswerte sind hoch. Doch ein inhaltliches Profil lässt der smarte Münsterländer noch nicht erkennen, er meidet die Auseinandersetzung und wirkt deshalb wie eine Projektionsfläche für alle. Eine Bewährungsprobe wartet auch mit der nächsten Kommunalwahl auf Wüst. Wird er die Basis der Partei geschlossen und motiviert aufstellen? In einer Metropole wie Köln überhaupt mit einer eigenen Kandidatin oder eigenen Kandidaten antreten? Auch darf man gespannt sein, wie belastungsfähig seine schwarz-grüne Koalition ist. Hält sie zum Beispiel, wenn es um die Energiewende, Verkehrspolitik oder andere kritische Fragen geht?
Um ein genaueres Bild von Hendrik Wüst zu bekommen, haben wir ihn in den Kölner Presseclub eingeladen. Am Donnerstag, 4. Mai, wird er im Gespräch mit Peter Pauls und mir Rede und Antwort stehen. Eine gute Gelegenheit, einen unmittelbaren Eindruck von einem aussichtsreichen Hoffnungsträger der CDU zu bekommen – freuen Sie sich darauf. (mh/IDZRNRW)