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Air Defender 2023: Riesiges Kampfjet-Manöver über Deutschland wirft viele Fragen auf

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Von: Lukas Schierlinger

Kampfjets am Himmel
Formationsflüge von Kampfjets werden im Juni am Himmel über Deutschland zu sehen sein (Symbolbild). © IMAGO/Giannis Spyrounis/Ilialive

Welche Folgen hat das Kampfjet-Manöver Air Defender 2023 für die Bürgerinnen und Bürger? Dazu gab es zuletzt im Bundestag konkrete Fragen.

Köln – So viel ist klar: Es wird die größte Luftwaffenübung in Europa seit Ende des Kalten Krieges. Zwischen dem 12. und 23. Juni ist Deutschland Gastgebernation des gigantischen Kampfjet-Manövers, das auf den Namen Air Defender 2023 hört. Geplant sind Verteidigungsübungen im Luftraum, die laut Angaben der Bundeswehr „Reaktionsfähigkeit und die gemeinsame Stärke in der Luft“ demonstrieren sollen. Etwa die Hälfte der eingesetzten Flugzeuge soll aus den USA stammen. Nicht nur Kampfjets, sondern auch andere Militär-Flugzeuge werden am Manöver Air Defender 2023 teilnehmen. Das dürfte die größte Verlegung von US-Luftstreitkräften nach Deutschland seit Gründung der Nato mit sich bringen. Rund um das Manöver sind jedoch viele Fragen offen. Ganze 28 warfen zuletzt Abgeordnete der Linken auf.

Air Defender 2023: Details zur Luftkriegsübung über Deutschland

► Zeitraum: 12. Juni bis 23. Juni 2023

► Dimension: Gilt als größte Luftwaffenübung in Europa seit über 30 Jahren

► Teilnehmer: Bis zu 18 Nationen

Für ihre Fraktion haben sich die Abgeordneten Ali Al-Dailami, Zaklin Nastic und Andrej Hunko am 3. März 2023 mit einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung gewandt. Neben der genauen Zahl der beteiligten Soldaten (dem Vernehmen nach bis zu 10.000) verlangen die Linken-Politiker eine genaue Aufklärung über die Menge der Flugstunden über deutschem Luftraum und wollen wissen, wie es um den mit dem Manöver einhergehenden CO2-Ausstoß bestellt ist: „Wie hoch wird nach Kenntnis der Bundesregierung die Belastung sein, welche die eingesetzten Luft- und anderen Fahrzeuge generieren werden?“

„Welche Maßnahmen zur Minimierung von Lärmemissionen werden umgesetzt?“

Schon jetzt steht fest: Anwohner der teilnehmenden Fliegerhorste werden im Juni mit einer signifikant erhöhten Lärmbelastung leben müssen. Auch hierzu präsentieren Al-Dailami, Nastic und Hunko genaue Rückfragen: „Auf welche Lärmemissionen muss sich die Bevölkerung in den deutschen Überfluggebieten einstellen?“ Und ferner: „Welche Maßnahmen zur Minimierung werden von der Bundesregierung und nach Kenntnis der Bundesregierung von den übrigen beteiligten Staaten umgesetzt?“ Die Linken-Politiker drängen auf eine störungsfreie Kommunikation. Weiter präsentieren Al-Dailami, Nastic und Hunko in ihrer Kleinen Anfrage konkrete Rückfragen zur Wahl der bundesweit verteilten Fliegerhorste und zum politischen Hintergrund der Luftwaffenübung.

Verfügen die Abgeordneten inzwischen über zusätzliche Informationen? „Leider liegt uns die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage noch nicht vor“, erklärt das Büro von Ali Al-Dailami Ende März auf Anfrage von 24rhein.de. Weiterführende Aussagen zur Air-Defender-Thematik könne man deshalb derzeit nicht treffen.

Eurofighter, Tornado, A350: Diese Flugzeuge gibt es bei der Bundeswehr

Der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hat es bereits angekündigt: In von Air Defender 2023 betroffenen Übungsgebieten ist mit weiträumigen Luftraumsperrungen zu rechnen. Das könnte Verzögerungen oder gar Ausfälle im zivilen Luftverkehr mit sich bringen. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen scheint auf den ersten Blick nicht allzu sehr betroffen. Wie eine von der Bundeswehr bereitgestellte Karte belegt, liegen die Air-Defender-Übungsräume außerhalb des bevölkerungsreichsten Bundeslandes: Hauptstandorte sind Jagel/Hohn (Schleswig-Holstein), Wunstorf (Niedersachsen) und Lechfeld (Bayern). Allerdings fällt das Manöver in einen gefragten Reisezeitraum. Die Sommerferien in Nordrhein-Westfalen beginnen am 22. Juni, so kommt es zu einer kurzen Überschneidung. Das Air-Defender-Manöver betrifft unter Umständen auch Gefahren für Piloten im Freizeitbereich. Flugvereine wurden bereits entsprechend informiert.

Auch Drohnenpiloten müssen mit Einschränkungen rechnen. Denn wenn der Luftraum wegen Air Defender 2023 gesperrt ist, dürfen auch keine Drohnen aufsteigen.

Seit Mitte 2022 fliegen regelmäßig Kampfjets über Nordrhein-Westfalen. Vor allem im Großraum Köln sind Eurofighter und Tornado immer wieder zu hören und zu sehen. Und das nicht nur tagsüber, sondern teilweise auch abends oder nachts. Was die Gründe für die Flüge sind und wann die Kampfjets aktuell fliegen.

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