Früher protestierte er als Jugendlicher gegen die Einführung von Papierkosten an seiner Schule, jetzt hält er die Geschicke des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in Deutschland in der Hand: Seit dem 27. Oktober 2021 ist Hendrik Wüst der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Der Politiker der Christlich Demokratischen Union (CDU) hat bereits eine lange Historie als Abgeordneter im Landtag NRW. Vor seinem Amt als Regierungschef war er zudem Landesminister für Verkehr.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: Jugend, Studium und Beruf
Hendrik Josef Wüst wurde am 19. Juli 1975 als jüngstes von drei Kindern in Rhede im Münsterland geboren. Er hat zwei Schwestern. Sein Vater arbeitete in der Textil-Industrie. Seine Mutter war gelernte Metzgerin und arbeitete in der Fleischerei seiner Großeltern. Wüst verlor seine Mutter im Alter von 19 Jahren, als sie in der Folge einer Krebserkrankung starb.
In seiner Jugend spielte Wüst Handball, und bekam den Spitznamen „Henne“. Nach eigenen Angaben lehrte ihm der Sport, dass „Teamgeist und Zusammenarbeit genauso wichtig sind wie Durchsetzungsvermögen und Standhaftigkeit“.
1995 schloss der Politiker das Abitur am Euregio-Gymnasium in Bocholt ab. Nach seinem Schulabschluss begann der spätere Ministerpräsident ein Studium der Rechtswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Von 1995 bis 2000 durchlief er das erste juristische Staatsexamen. Anschließend folgte ein Referendariat in Münster, Coesfeld und Brüssel. 2003 absolvierte Wüst schließlich sein zweites juristisches Staatsexamen und wurde als Rechtsanwalt zugelassen.
Schon währenddessen arbeitete der Münsterländer bei der Lobbyagentur EUTOP, wobei er zunächst als Referendar tätig war. Von 2010 bis 2017 war der Jurist – neben seiner politischen Tätigkeit – Geschäftsführer des Zeitungsverlegerverbandes Nordrhein-Westfalen, des Verbandes der Betriebsgesellschaften Nordrhein-Westfalen und der Pressefunk GmbH in Neuss. Von 2014 bis 2017 war er zudem Geschäftsführer der dein.fm Holding in Düsseldorf.
Hendrik Wüst: Politische Laufbahn – Vom Stadtrat zum Ministerpräsident von NRW
Während seiner Schullaufbahn tätigte Wüst auch seine ersten politischen Gehversuche: Als die Einführung von Papierkosten an der Schule diskutiert wurde, zeigte sich der Münsterländer nicht einverstanden und protestierte. Auch seine parteipolitische Orientierung war bereits früh klar: Gemeinsam mit Freunden gründete er mit 15 Jahren den Ortsverband der Jungen Union in Rhede. Bevor er schließlich zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, hatte Wüst bereits eine ganze Reihe an politischen Ämtern inne:
- 1994 bis 2009: Stadtverordneter im Rat der Stadt Rhede
- 2000 bis 2006: Vorsitzender der Jungen Union Nordrhein-Westfalen
- 2002 bis 2012: Mitglied im Bundesvorstand der CDU
- Ab 2005: Landtagsabgeordneter in NRW
- 2006 bis 2010: Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen
- 2013 bis 2022: Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU NRW
- 2017 bis 2021: NRW-Landesminister für Verkehr
- Seit 23. Oktober 2021: Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen
- Seit 27. Oktober 2021: Ministerpräsident des Landes NRW
NRW-Ministerpräsident Wüst: Provokante Thesen, Skandale und Konservativismus
Gerade in den ersten Jahren seiner politischen Karriere wurde Wüst von vielen als ein Hoffnungsträger des konservativen Union-Flügels angesehen. Während seiner Zeit als Generalsekretär erarbeitete sich der CDU-Politiker den Ruf eines „Law-and-Order-Politikers“, wie die SZ es formulierte. Die FAZ nannte ihn einen „hart gesottenen Wadenbeißer“.
In der Rolle des Generalsekretärs erlebte der CDU-Politiker auch den bislang wohl größten Skandal seiner Karriere: Die NRW-CDU hatte 2010 versucht, vertrauliche Gespräche mit dem damaligen Ministerpräsidenten, Jürgen Rüttgers, für 6000 Euro an Unternehmen zu verkaufen. Das sorgte für eine Menge Kritik: Unter anderem bezeichnete der damalige Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, das Vorgehen als „unsensibles, ungeschicktes und unangemessenes Angebot“. In der Folge zwang Regierungschef Rüttgers Wüst zum Rücktritt.
Gemeinsam mit einigen Unionskollegen – unter anderem mit dem heutigen Ministerpräsidenten von Bayern, Markus Söder – verfasste Wüst 2007 ein Positionspapier mit dem Titel „Moderner bürgerlicher Konservatismus – Warum die Union an ihre Wurzeln denken muss“. In der Folge gründete sich die sogenannte Einsteinconnection, ein Bund innerhalb der CDU/CSU, der sich für die Durchsetzung konservativer Ziele einsetzt.
Gerade in seiner Zeit als Jungpolitiker fiel Wüst mit provokanten Thesen auf. So wurde 2004 eine seiner Ideen zur Schlagzeile in der Bild – das Thema: „Ekel-Jobs“ für Arbeitslose. Wüst wurde wie folgt zitiert: „Warum sollen Arbeitslose nicht Spielplätze sauber halten, die häufig mit Hundekot, Glasscherben und Drogenspritzen verschmutzt sind?“
CDU-Politiker Hendrik Wüst war bereits Mitglied in mehreren Regierungskabinetten
Schon bevor 2021 klar wurde, dass die Kanzlerkandidatur von Armin Laschet gescheitert ist, kündigte der Politiker aus Aachen an, dass er von seinem Amt als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zurücktreten wird und stattdessen über die Landesliste in den Bundestag einzieht. In der Folge übernahm Hendrik Wüst sowohl das Amt des Vorsitzenden der CDU in NRW als auch das des Ministerpräsidenten. Doch schon zuvor war der CDU-Politiker an einem Regierungskabinett beteiligt:
- Kabinett Laschet (2017 bis 2021): Minister für Verkehr
- Kabinett Wüst I (2021 bis 2022): Ministerpräsident
- Kabinett Wüst II (ab 2022): Ministerpräsident
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: Familienvater, Ehemann und Krimi-Fan
2019 heiratete der damalige NRW-Verkehrsminister seine langjährige Lebensgefährtin, die Juristin Katharina Wüst (geborene Starting), auf dem Schloss Raesfeld im Münsterland. Genau wie Wüst selbst, kommt auch seine Ehefrau aus der beschaulichen Kleinstadt Rhede. Das Paar lebt bis heute in ihrer Heimat. Gemeinsam haben sie eine kleine Tochter: Philippa.
In seiner Freizeit liest der CDU-Politiker gerne Krimis, geht auf die Jagd oder fährt Fahrrad. Der Politiker ist Mitglied im Schützenverein und in der Kreisjägerschaft Borken. Nach eigenen Angaben unterschreibt er Nachrichten mit „Heiter grüßt Ihr Wüst“ oder kurz mit „Wüst grüßt“.