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Leopard-Panzer bieten einen „klaren Vorteil für die Ukraine auf dem Schlachtfeld“

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Von: Lucas Maier

Die Entscheidung über Kampfpanzer für die Ukraine steht kurz bevor. Der deutsche Leopard 2 könnte die Wende im Ukraine-Krieg bringen.

Ramstein – Zum dritten Mal werden Verteidigungsminister:innen aus rund 50 Ländern in Ramstein zusammen kommen. Auf dem US-Militärstützpunkt in Rheinland-Pfalz werden sie am Freitag (20. Januar) über weitere Waffenlieferungen an die Ukraine debattieren.

Dreh- und Angelpunkt werden diesmal Kampfpanzer wie der Leopard 2 sein. „Wenn ihr Leopard-Panzer habt, dann gebt sie uns“, forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Vorabend der Geberkonferenz im Interview mit der ARD. Doch was macht die Kampfpanzer so entscheidend im Kampf gegen die russische Aggression?

„Unverzichtbare Rolle“: Kampfpanzer nicht wegzudenken auf dem modernen Schlachtfeld

„Bis wir das Zeitalter des unbemannten Panzers erreichen, werden Kampfpanzer weiterhin eine unverzichtbare Rolle auf dem modernen Schlachtfeld spielen“, ist sich der Militärexperte Andy Milburn sicher. Von den gerade einmal 900 ukrainischen Kampfpanzern sind seit Kriegsbeginn gut 50 Prozent in die Hände von Russland gefallen, davon gehen westliche Schätzungen aus.

Kampfpanzer für die Ukraine: Ein Typ ist der klare Favorit.
Kampfpanzer für die Ukraine: Ein Typ ist der klare Favorit. (Archivfoto) © Chris Emil Janßen/IMAGO-Images

Diese Kampfpanzer entstammen der sowjetischen T-Reihe. Meist verfügen die Waffensysteme aus der Sowjetära nicht über fortschrittliche Technik, wie stabilisierte Geschütze, moderne Feuerleitsysteme oder eine reaktive Panzerung, gibt Milburn gegenüber der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA verstehen. Die technischen Errungenschaften ermöglichen es hingegen, während der Fahrt präzise zu schießen oder moderne Panzerabwehrlenkraketen abzuwehren.

Technisch überlegen: Ukraine erbeutet Kampfpanzer aus Russland

Seit dem Russland am 24. Februar 2022 das Nachbarland Ukraine überfallen hat, sind ebenso Kampfpanzer der moskautreuen Truppen unter die Kontrolle Kiews gefallen. Darunter befinden sich, wenn auch nur sehr wenige, Exemplare des Typs T-90M und T-90S, welche über teils fortschrittliche Waffentechnik, wie Feuerleitcomputer verfügen. Das geht aus der Analyse der niederländischen Kriegsforschungsgruppe Oryx hervor.

Bei den Nato-Kampfpanzern wie dem deutschen Leopard 2, dem amerikanischen M1 Abrams oder dem britischen Challenger 2, gehört die fortschrittliche Ausstattung zum Standardpaket. „Ein modernes Wärmebildsystem, das den Kampf bei Nacht und das Feuern aus größerer Entfernungen erleichtert“, haben die westlichen Bauarten ebenfalls an Bord, wie Milburn im Gespräch mit fr.de ergänzt. Doch nicht nur der Stand der Technik spielt im Ukraine-Krieg eine ausschlaggebende Rolle.

Ukraine-Krieg: Der entscheidende Unterschied bei den Kampfpanzern

Das Kampfgeschehen auf dem Gebiet der Ukraine gilt unter Expert:innen bereits seit Ende des vergangenen Jahres als das Munitionsintensivste seit dem Korea-Krieg. Das zeigt sich auch bei den ukrainischen Kampfpanzern. Die eingesetzten T-Modelle verschießen 125-mm-Munition. Während der Vorrat an dem Sowjet-Kaliber zur Neige geht, können die Nato-Panzer mit standardisiertem Kaliber 120 mm geladen werden.

Milburn misst diesem Aspekt mehr Bedeutung zu, als der überlegenen Technik in den Nato-Panzern. Mit der 5,56 x 45-mm-Nato-Munition verwendet das Kampfbündnis bereits seit 1980 auch bei Maschinengewehren standardisierte Munition. Während die Munition bei allen Nato-Kampfpanzern gleich ist, gibt es für Milburn doch einen klaren Favoriten, wenn es um die Verteidigung gegen Russland geht.

Favorit für die Ukraine: Der Leopard 2 hat seine Vorteile

„Der geeignetste Kandidat für die Verstärkung der derzeitigen ukrainischen Flotte wäre der Leopard 2“, da ist sich der Ex-US-Marine sicher. Im Gegensatz zu dem amerikanischen Abrams oder dem britischen Challenger 2 ist der Leopard 2 leichter und verbraucht weniger Kraftstoff, was für Milburn den entscheidenden Unterschied macht.

Militärexperte Andy Milburn

Andy Milburn hat 31 Jahre bei den US Marines gedient. Die letzten zehn Jahre seiner Dienstzeit hat er im Kommando für Spezialoperationen verbracht. Er hat von 2016 an die Joint Special Operations Task Force im Irak kommandiert und wurde stellvertretender Befehlshaber des Special Operations Command Center. Dieses Kommando war für alle Spezialoperationen im Nahen Osten verantwortlich, die sich in erster Linie gegen den „Islamischen Staat“ richteten.

Seit seinem Ausscheiden aus der Armee im Jahr 2019 ist Milburn als Berater für militärische Angelegenheiten, mit einem Fokus auf Spezialoperationen, tätig. Heute ist er Leiter der Mozart Gruppe und trainiert Rekruten in der Ukraine.

„Das Problem ist, dass die Ukraine mindestens 100 dieser Panzer benötigt, um einen signifikanten Unterschied zu machen.“ Der Generalstab der Ukraine veranschlagt für eine erfolgreiche Gegenoffensive sogar 300 Panzer. Doch wie viele Kampfpanzer könnte der Westen liefern?

Kampfpanzer aus dem Westen: Ob sie im Donbass effektiv sind, ist unklar

„Die Deutsche Industrie könnte mehr als 100 Kampfpanzer an die Ukraine liefern“, schreibt die französische Nachrichtenagentur AFP. Dabei wurden in der Recherche neben dem Leopard 2 auch sein Vorgänger Leopard 1 und der britische Challenger 1 mit einbezogen.

Auch wenn die Ukraine auf die Kampfpanzer-Lieferungen aus dem Westen pocht, ist es dennoch unklar, ob diese den Unterschied im Ukraine-Krieg ausmachen könnten. Die Nato-Panzer sind rund 20 Tonnen schwerer als ihre ukrainischen Pendants. Ob sie für die „schlammigen Straßen und engen Brücken im Donbass geeignet sind, wo der Großteil der Kämpfe ausgetragen wird“, müsste erst bewertet werden, so die Einschätzung von Andy Milburn.

Außerdem wird es Monate dauern, bis die ersten Panzer einsatzbereit sind. „Zunächst einmal muss die gesamte Logistik vorhanden sein und die Besatzungen müssen ausgebildet werden.“ Nach Einschätzung des Militärexperten würde alleine die Ausbildung drei bis sechs Wochen in Anspruch nehmen. (Lucas Maier)

Die Diskussion um mögliche Leopard-Lieferungen dominiert aktuell die Diskussion, dabei kommt den Luftabwehrsystemen im Ukraine-Krieg ebenfalls eine hohe Bedeutung zu.

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