„Kein blutiges Geld aus dem Iran“ - Merz findet bei Lanz seinen moralischen Kompass

Markus Lanz spricht mit seinen Gästen über die Terrorherrschaft des Irans. Die Entführung eines Mannes soll das Schicksal zahlloser Opfer verdeutlichen.
Hamburg – Im Iran wird der Deutsche Jamshid Sharmahd seit über 1.000 Tagen vom dortigen Regime festgehalten. Tochter Gazelle spricht bei „Markus Lanz“ über die schlimmen Zustände, die ihr Vater, der bereits zum Tode verurteilt wurde, seit seiner Entführung erleiden muss. „Wir wissen seit zweieinhalb Jahren nicht, wo er ist“, berichtet sie. Gespräche seien nur unter Beobachtung möglich. Bei unerlaubten Themen unterbrächen die Wachleute außerdem sofort den Dialog.
Der ZDF-Moderator will wissen, wie es Jamshid im Augenblick geht, nachdem seine Tochter zuvor bemerkt hatte, dass dieser inzwischen über 20 Kilogramm abgenommen hätte und zudem an Parkinson leide. Gazelle gibt zu, nicht zu wissen, wie es ihrem Vater, den sie als Geisel bezeichnet, gehe, da genaue Informationen nur im ersten Jahr durchgesickert seien. In den letzten Gesprächen deutete Jamshid allerdings auf Folterungen hin, weil ihm laut seiner Aussage Zähne „abgebrochen“ seien.
Markus Lanz: ZDF-Sendung über Lage im Iran
Obwohl ihr Vater erst vor knapp zweieinhalb Jahren entführt wurde, sei er laut Gazelle bereits vor 16 Jahren ins Fadenkreuz der iranischen Machthaber geraten, als er in den USA eine Website veröffentlichte, auf der die Menschen unzensiert über den Iran berichten durften. „Da wurde er schon zur Zielscheibe des Regimes“, sagt Gazelle.
Da der Kontakt zu ihrem Vater vor mehreren Monaten gänzlich abgerissen ist, könne sie heute nicht einmal bestätigen, dass er noch am Leben ist. Sie drängt deshalb zur Eile.
Experte bei „Markus Lanz“: Deutschland steckt in einem Dilemma
Markus Lanz wendet sich diesbezüglich an Sebastian Fiedler. „Was unternimmt die Bundesregierung?“, fragt er den ehemaligen Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Der Angesprochene nimmt Zuschauern und Gästen sofort jede Hoffnung auf eine schnelle Lösung. „Es gibt keine einfache Antwort“, erwidert Fiedler. Deutschland befände sich in einer Zwickmühle. Der Staat wolle zwar Menschen retten, sich aber nicht von Ländern wie dem Iran erpressbar machen.
Friedrich Merz will sich auf solche Erpressungen erst gar nicht einlassen. In seinen Augen müsse die Bundesregierung stärkere Sanktionen verhängen, um den Iran wirtschaftlich noch stärker zu isolieren. Darüber hinaus würde er härter gegen iranische Agenten im Inland vorgehen, damit Entführungen in Deutschland unwahrscheinlicher werden.
Markus Lanz im Gespräch mit Nahost-Expertin
„Wie groß ist diese Bedrohung, auch auf deutschem Staatsgebiet?“, fragt Markus Lanz Nahost-Expertin Gilda Sahebi. Die Antwort kommt prompt. „Die ist überall groß.“ Die Journalistin kritisiert in diesem Zusammenhang die „europäische Naivität“, weil bei Terrorakten viel zu lange weggeschaut worden sei.
Gazelle Sharmahd zeigt dafür in der Sendung ebenfalls kein Verständnis. Über ihren Vater werde schließlich auch erst jetzt berichtet. Sie führt weiter aus, dass die Zustände, die die Menschen im Iran seit der Ermordung von Mahsa Amini aufdeckten, schon seit 44 Jahren vorherrschten.
Markus Lanz erinnert daran, dass Deutschland der größte Handelspartner des Irans ist und überlegt deshalb laut, ob Menschenleben für wirtschaftliche Interessen geopfert wurden. Würde Friedrich Merz als Bundeskanzler die Handelsbeziehung zum Iran abbrechen und somit den deutschen Wohlstand gefährden, erkundigt sich der Moderator danach beim CDU-Politiker.
„Markus Lanz“ - das waren seine Gäste am 08. März
- Friedrich Merz, Politiker (CDU)
- Sebastian Fiedler, Politiker (SPD)
- Gilda Sahebi, Autorin
- Gazelle Sharmahd, Aktivistin
Merz bejaht diese Frage. Die Regierung befände sich auf dem falschen Weg, wenn sie Menschenleben für den Wohlstand riskiere. „Dann haben wir unseren moralischen Kompass verloren“, bemerkt der 67-Jährige und fügt hinzu: „Geld, das im Iran verdient wird, ist blutiges Geld.“ Diese Einnahmen seien durch terroristische Aktionen generiert worden.
Fiedler verdeutlicht anschließend, wie der Iran diesen Terror aufrechterhält. Der autoritär geführte Staat verkörpere seines Erachtens nach zwar eine „Steinzeitideologie“, wisse diese aber mit einer technischen Versiertheit durchzusetzen. Nach Aussage des Kriminalhauptkommissars werteten die Iraner Bilder von Demonstrationen aus aller Welt aus, um mittels KI die Identitäten der Teilnehmer zu ermitteln und deren Familien zu bedrohen. Aufgrund dieser Vorgehensweise nennt Fiedler den Iran eine „Horror-Terror-Organisation“.
Tochter des Entführungsopfers prangert Deutschlands Untätigkeit an
Sahebi betont, dass die Bedrohung durch den Iran nicht alleine auf die iranische Community beschränkt sei. Das Regime plane eine weltweite Eroberung. „Man muss es deshalb so ernst nehmen wie den IS und Al-Qaida. Und das passiert bisher nicht“, urteilt Sahebi.
Markus Lanz untermauert zum Abschluss die Relevanz dieser Sendung, weil sich Menschen wie er, die in einer Demokratie leben, laut eigener Aussage kaum vorstellen könnten, was die Iraner durchmachen müssen. Zuvor will er deshalb noch einmal von Gazelle Sharmahd hören, wie ihr Vater entführt wurde.
Die Familie kenne die genauen Hintergründe bis heute nicht, gibt Gazelle zu. Jamshid Sharmahd befand sich auf einer Reise und hätte sich mehrere Tage lang nicht gemeldet. Über einen Google Tracker bemerkten seine Angehörigen, dass er auf dem Weg in den Oman war, als plötzlich kein Signal mehr ausgesendet wurde.
Gazelle habe ihren Vater schließlich erst im iranischen Staatsfernsehen wiedergesehen, wo ihn seine Entführer mit verbundenen Augen als Terroristen vorstellten. Nach den gezeigten Bildern hätte der deutsche Staat ihrer Ansicht nach sofort handeln müssen.
„Wir sehen jetzt, dass es eine Reaktion von unserer Bundesregierung gibt, nachdem er das Todesurteil bekommen hat. Warum gab es diese Reaktion nicht vor zweieinhalb Jahren, als ein Deutscher entführt worden ist? Warum war das nicht schon Anlass genug?“, fragt Gazelle.
„Markus Lanz“ – Das Fazit der Sendung
Deutschland hat zu lange die Augen vor den terroristischen Handlungen des Irans verschlossen. In der Runde herrschte Einigkeit darüber, dass diesbezüglich ein schnelles Umdenken in der Bundesregierung erfolgen muss. Andernfalls wären die Folgen fatal, wie am Schicksal von Jamshid Sharmahd deutlich wurde. (Kevin Richau)