Gauck: "Taten führen an Grenzen dessen, was wir ertragen können"

München - München hat am Sonntag zunächst in einem ökumenischen Gottesdienst der neun Todesopfer des Amoklaufs gedacht. Später fand ein Trauerakt im Bayerischen Landtag statt.
+++ 19.01 Uhr +++ Der Trauerakt ist beendet. Die Politiker treffen nun auf die Angehörigen der Amokopfer. Damit beendenden wir unseren Live-Ticker zum Trauerakt im Bayerischen Landtag.
+++ 18.56 Uhr +++ "Wir dürfen unsere tolerante Art zu leben nicht aufgeben. Es sind schwere Wochen für München und für Bayern. Weder die Opfer noch die Sinnlosigkeit dieser Tat werden jemals in Vergessenheit geraten."
+++ 18.50 Uhr +++ "Wir teilen mit Ihnen Ihre Trauer", sagt nun Münchens OB Dieter Reiter. "München ist nach wie vor zutiefst erschüttert. Diese ebenso grausame wie sinnlose Tat lässt uns vollkommen fassungslos zurück. Die Beisetzung der Opfer waren für mich die traurigsten Stunden meiner Amtszeit."
+++ 18.48 Uhr +++ "Ich wünsche den Angehörigen viel Kraft, gute Freunde, Menschen, mit denen Sie reden und denen Sie ihr Herz ausschütten können. Und ich wünsche Ihnen Menschen, mit denen Sie irgendwann auch wieder lachen können. Seien Sie sicher, dass die Bayerische Staatsregierung an ihrer Seite stehen wird."
+++ 18.45 Uhr +++ "Sicherheit ist das höchste Gut einer Demokratie, die oberste Pflicht des Staates. Eine Regierung darf nicht tatenlos zusehen, wenn die Sicherheit der Bevölkerung auf dem Spiel steht. Die Menschen in unserem Land haben ein Recht darauf, dass wir entschlossen gegen jede Form von Gewalt und Terror vorgehen. Die schrecklichen Attentate in Würzburg, Ansbach und München haben sich in unsere Herzen eingebrannt. Sie haben die Welt für uns verändert."
+++ 18.42 Uhr +++ "Die furchtbaren Taten haben für uns die Welt verändert. Bayern ist im Mark getroffen." Auch der Ministerpräsident wirkt sehr mitgenommen.
+++ 18.39 Uhr +++ Ministerpräsident Horst Seehofer

tritt vor das Mikrofon: "Das ist wohl der schwierigste Moment in meinem Leben. Wir alle sind schockiert, erschüttert. Seit Tagen trägt unser Land tiefe Trauer."
+++ 18.31 Uhr +++ "Wir werden den Attentätern und Terroristen eines nicht geben: unsere Unterwerfung. Wir werden bleiben, was wir sind: eine mitmenschliche, solidarische Gesellschaft."
+++ 18.29 Uhr +++ "Die Gesellschaft darf diese Menschen, gerade junge Menschen, nicht allein lassen und dulden, dass sie auf gefährliche Weise zu Randständigen werden. Weder steckt in jedem, der eine Persönlichkeitsstörung aufweist, ein Straftäter; noch entlässt sie einen Straftäter gleich aus seiner persönlichen Verantwortung."
+++ 18.22 Uhr +++ "Der 22. Juli zeigte aber auch, wozu Menschen in ihren besten Momenten fähig sind. Auf das, was Angst und Schrecken verbreiten sollte, antworteten die Münchner, in dem sie ihre Türen öffneten. Das hat mich sehr bewegt."
+++ 18.18 Uhr +++ Joachim Gauck nennt alle Opfer einzeln - mit brüchiger Stimme. "Wir stehen in solchen Momentan fassungslos vor den Abgründen der menschlichen Existenz." Taten wie diese führten uns an die Grenzen dessen, was wir ertragen können, sagt Gauck. "Wir betrachten zusammenfallende, aber nicht unbedingt zusammengehörende Ereignisse. Auf diese Differenzierung müssen wir uns einlassen."
+++ 18.17 Uhr +++ Nun spricht Joachim Gauck: "Ich bin traurig wie sie." Er spricht nicht nur als Bundespräsident, sondern auch als Joachim Gauck und wirkt ebenso bewegt wie vor ihm bereits Barbara Stamm.
+++ 18.13 Uhr +++ Wie können wir verhindern, dass junge Menschen empfänglich werden für Hass und Gewalt, für entsetzliche Ideologien? Es ist unsere gemeinsame Verpflichtung ,darauf Antworten zu finden. Wir als Gesellschaft müssen nun zusammen stehen. Vertrauen wir darauf, dass uns das gelingt."
+++ 18.10 Uhr +++ "Die quälende Frage nach dem

Warum wird uns noch lang beschäftigen und sie wird kaum zu beantworten sein. All diese Gewalttagen führen uns schmerzlich vor Augen, wie verletzlich, zerbrechlich und kostbar unser Leben ist. Münchner öffneten ihre Türen und ihre Herzen."
+++ 18.05 Uhr +++ Landtagspräsidentin Barbara Stamm eröffnet den Trauerakt. "Wir müssen ein Zeichen setzen gegen menschenverachtende Gewalt. Wir müssen ein Zeichen der Hoffnung setzen."
+++ 17.54 Uhr +++ Kurz vor Beginn des Traueraktes ist es ganz leise im Plenarsaal, berichtet Reporter Felix Müller. Auf der Besuchertribüne sitzen viele Angehörige der Opfer.
Trauergottesdienst in der Liebfrauenkirche
+++ 17 Uhr +++ Der Gottesdienst in der Liebfrauenkirche ist beendet. Wir melden uns an dieser Stelle gegen 18 Uhr wieder, wenn es mit dem Trauerakt im Bayerischen Landtag weitergeht.
+++ 16.44 Uhr +++ "Hass und Macht werden keine Gewalt über unsere Herzen gewinnen. Die Liebe ist stärker."
+++ 16.38 Uhr +++ Bedford-Strohm spricht alle an, die am Abend des Amoklaufs beteiligt waren, unter anderem die Medien: "Medien müssen in Zukunft ihre Berichterstattung reflektieren." Medien müssten unterscheiden, worüber sie berichten und womit sie zu Hysterie beitragen. "Wir ertragen den Tod im Spielfilm am Abend oder in den Nachrichten. Doch nun kam er aus dem Nichts heraus."
+++ 16.35 Uhr +++ Nun spricht der

evangelische Landesbischof Bayerns, Heinrich Bedford-Strohm: "Mühselig und beladen sind wir, wir bringen unsere Sorge vor Gott. Wir können über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg das Leid der Angehörigen der Toten mittragen."
+++ 16.26 Uhr +++ Auch die griechisch-orthodoxe Gemeinde, die israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern und der Muslimrat München sind in der Frauenkirche vertreten und sprechen zur Gemeinde. Da sieben der Getöteten Muslime waren, sprach auch eine Vertreterin des islamischen Glaubens ein Gebet. "Allah, wir bitten Dich um Hilfe für uns, unsere Menschlichkeit nicht zu verlieren", sagte die Muslima im Münchner Liebfrauendom. Alle Menschen seien Kinder Adams betonte sie, unabhängig von Nationalität, Religion oder Hautfarbe. Sie erinnerte an den Koran, in dem es sinngemäß heiße: "Wer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er alle Menschen tötet." An Allah richtete sie den bewegenden Appell: "Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner, beschütze Deutschland."
+++ 16.20 Uhr +++ "Wachsamkeit muss zu Aufmerksamkeit führen für das, was in anderen Menschen vorgeht." Es gehe auch um Gerechtigkeit und Sicherheit, "weil wir gemeinsam

Menschen sind". Marx sagt weiter: "Bitten wir Gott, dass er unsere Klage in Mut verwandelt."
+++ 16.19 Uhr +++ "Wir klagen vor Gott und den Menschen über das, was Menschen einander antun. Die Klage wird aber nicht zur Ohnmacht. Die Klage wird in eine Haltung der Hoffnung und des konstruktiven Widerstandes verwandelt. Eine neue Wachsamkeit ist erforderlich."
+++ 16.15 Uhr +++ "Es wird ein Markstein bleiben in der Geschichte dieser Stadt", sagt Kardinal Marx, der nun zur Gemeinde spricht. Er dankt allen Helfern, dem Kriseninterventionsteam, der Polizei, den Sanitätern, den Ärzten. "Wir kommen uns ohnmächtig vor gegenüber einer solchen Gewalt, die überall zuschlagen kann. Ohnmacht lähmt - und das wollen Täter und Amokläufer."
+++ 16.12 Uhr +++ Psalm 77 wird vorgelesen:

"Ich rufe zu Gott, ich schreie."
+++ 16.05 Uhr +++ Kardinal Reinhard Marx spricht alle Münchner an - ganz egal, aus welchem Teil der Erde sie kommen. "Wir haben uns hier versammelt um zu Beten, zu Klagen und ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. Die Toten leben nun bei Gott."
+++ 16.02 Uhr +++ Der Gottesdienst beginnt, Angela Merkel und Joachim Gauck sitzen ganz vorne. Horst Seehofer, Dieter Reiter, Bundesinnenminister Thomas de Maizière und andere Spitzenvertreter des Staates, der Stadt München und der Kirchen sind gekommen. Auch Thomas Gottschalk ist da.
+++ 15.57 Uhr +++ Wer noch keinen Platz hat, darf nun nach vorne auf die eigentlich reservierten Plätze.
+++ 15.45 Uhr +++ Vom Trauergottesdienst berichten wir an dieser Stelle live im Ticker. Die Frauenkirche ist schon fast komplett gefüllt, viele Münchner bekommen nur noch Stehplätze, berichtet Reporterin Ramona Weise. Bürgermeister Josef Schmid und Alt-OB Hans-Jochen Vogel sind bereits da.
Zwei Syrer sind extra aus Dachau angereist:
Marx und Bedford-Strohm leiten Trauergottesdienst
Den Gottesdienst leiten der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx sowie Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Da sieben der Getöteten Muslime waren, soll in der Frauenkirche auch ein Vertreter des islamischen Glaubens ein Gebet sprechen. Der Bayerische Rundfunk überträgt den Gottesdienst live im Fernsehen, ebenso den anschließenden Trauerakt ab 18 Uhr im Bayerischen Landtag.
Zu beiden Veranstaltungen werden Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Eingeladen wurden auch die Familien der neun Todesopfer. Mit diesen will der Bundespräsident im Anschluss an den offiziellen Akt nach Informationen des BR persönlich in Kontakt treten.
Für beide Veranstaltungen hat die Polizei hohe Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Der Weg vom Liebfrauendom bis zum Maximilianeum soll speziell gesichert werden. Die Besucher des Gottesdienstes werden schon weit abgesetzt vom Dom Kontrollen durchlaufen, die Polizei will dabei aber besonders pietätvoll vorgehen.
Ein 18 Jahre alter Amokschütze hatte beim Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen erschossen, darunter vor allem Jugendliche. Anschließend tötete er sich selbst.
Hier finden Sie die aktuellen Entwicklungen in unserem Ticker zum Amoklauf in München.
Bilder: So trauert die Welt mit München
kg/dpa/wei/pak/fm