Was feiert Russland am 9. Mai?
Der 9. Mai wird nicht nur ein weiterer Tag im Ukraine-Konflikt. Für Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin ist er als „Tag des Sieges“ von überragender Bedeutung.
Moskau – Noch vor wenigen Wochen haben Experten gemutmaßt, dass Russland im Ukraine-Konflikt alles auf eine Karte setzt, um am 9. Mai den großen Sieg zu feiern. Die Begründung dafür war nie von militärischen Überlegungen gedeckt, sondern hatte stets einen rein ideologischen Ursprung.
Warum feiern die Russen am 9. Mai den „Tag des Sieges“?
Denn der 9. Mai, das muss man wissen, ist in Russland ein extrem wichtiger Feiertag. Präsident Wladimir Putin wollte an diesem Tag unbedingt Erfolge verkünden. Das wird angesichts der vertrackten Lage in der Ukraine schwierig. Deswegen wird Putins Rede auf dem roten Platz in Moskau umso gespannter erwartet.
Insgesamt sind am 9. Mai 2022 in 28 russischen Städten Militärparaden geplant. Beim landesweit größten Aufmarsch in Moskau werden 11.000 Soldaten erwartet. Panzer, Raketen und das neueste Kriegsgerät sollen präsentiert werden.
9. Mai in Russland: Was der „Tag des Sieges“ für Russland und Putin bedeutet
Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945, kapitulierte in Berlin-Karlshorst die Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg war nach knapp sechs Jahren vorbei. Der Tag wird in Russland jedes Jahr als „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland gefeiert. Präsident Wladimir Putin hat ihn, besonders nach der Krim-Annexion 2014, zu einem der wichtigsten Feiertage gemacht.
Traditionell finden am 9. Mai große Militärparaden in Moskau statt, die Kriegs-Veteranen werden von Putin persönlich geehrt. Dieses Jahr, das ist bereits bekannt, wird ein Drittel weniger Militär teilnehmen. Offenbar wird viel Kriegsgerät in der Ukraine gebraucht.
- Militärstrategen glauben, dass der 9. Mai auch in Bezug auf den Ukraine-Krieg von hoher symbolischer Bedeutung für Putin ist.
Ukraine-Konflikt: Russische Truppen kommen nicht voran
Der Kreml zeigt sich mehr als zehn Wochen nach Kriegsbeginn trotz aller Rückschläge zufrieden mit den Leistungen des eigenen Militärs in der Ukraine: „Die Operation läuft nach Plan“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag (6. Mai) der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine wird in Moskau offiziell nur als „militärische Spezial-Operation“ bezeichnet. Dennoch zeichnet sich bereits ab, dass die russische Regierung versucht, die Erwartung niedrig zu halten: „Unser Militär wird seine Handlungen nicht künstlich an irgendeinem Datum ausrichten“, sagte Sergej Lawrow dem italienischen Fernsehsender Mediaset.
Putin steht nun vor einer gewaltigen Aufgabe. De facto kann er keinen Sieg verkünden, dafür erleidet das russische Militär viel zu viele Rückschläge. Bestes Beispiel: Die Versenkung der „Moskwa“, das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte – eine Demütigung für Russland. Dazu ist die Einnahme Kiews grandios gescheitert, die Offensive im Osten kommt nicht voran und selbst in der ausgebombten Küstenstadt Mariupol gibt es noch Widerstand.
Ukraine-Konflikt: Plant Putin die Generalmobilmachung?
Internationale Beobachter sind davon überzeugt, dass der Kreml am „Tag des Sieges“ gerne unter anderem die vollständige Eroberung der ostukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk gefeiert hätte. Doch eine „Mission erfüllt“-Rede kann es unter diesen Umständen nicht von Putin geben, sofern er bei der Wahrheit bleibt.
„Es kann sein, dass am 9. Mai der große patriotische Krieg offen erklärt wird, nach 77 Jahren würde man damit ansagen, jetzt den letzten Weltkrieg zu Ende bringen“, sagt der Moskauer Soziologe Greg Yudin im Interview mit der Zeit. „Das würde eine große Mobilmachung bedeuten. Hoffen wir, dass dieser Wahnsinn nicht wahr wird.“ Dass Putin eine Generalmobilmachung in Russland anordnen könnte, dementierte der Kreml bereits vor einigen Tagen. Doch viele Russen teilen in sozialen Kanälen bereits ihre Angst davor – und Anwälte geben Tipps, wie sie dagegen vorgehen können. (mm) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.