Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass die heillos überforderte Anne Spiegel in keinerlei Hinsicht den Anforderungen eines politischen Spitzenpostens gewachsen ist, dann war es ihr, man muss es so nennen, jammernder Auftritt in der „Tagesschau“. Für Jens Lönneker habe sie mit ihrem öffentlichen Statement signalisieren wollen, sie sei angesichts der vielfältigen Aufgaben das Opfer, das sich für die Allgemeinheit aufgerieben habe: „Mitleid kann man da allerdings nur sehr bedingt entwickeln.“
Jens Lönneker ist Gründer und Geschäftsführer von Rheingold Salon. Als studierter Tiefenpsychologe setzte er sich unter anderem damit auseinander, warum die Kölner Friedensdemo Karneval und Mitgefühl hervorragend vereinte*.
Unser Gastautor Michael Hirz vom Kölner Presseclub war bis vor kurzem Programm-Geschäftsführer des Politik-Senders Phoenix und hat u. a. den „Internationalen Frühschoppen“ moderiert. Jetzt ist Michael Hirz freier Journalist, Kommunikationsberater und sitzt im Vorstand des Kölner Presseclub. Dieser Beitrag stammt aus dem Presseclub-Newsletter, den Sie hier abonnieren können.
Möchte man, fragt man sich in solchen Augenblicken, sein Schicksal gerade in krisenhaften Zeiten in so zitternde Hände legen? Klar ist nur: Mit diesem missratenen Versuch einer Selbstrettung ging die Karriere Anne Spiegels in den freien Fall über. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Anforderungen an politisches Spitzenpersonal gewaltig sind: Intellektuell, mental, charakterlich. Wer nicht aus diesem harten Holz geschnitzt ist, wird früher oder später scheitern. Wie jetzt Ursula Heinen-Esser und Anne Spiegel.
Ob sich das alles auf das Wahlverhalten auswirken wird? Bislang offensichtlich noch nicht, meint Forsa-Chef Prof. Manfred Güllner. Im Bund hielte die SPD den Vorsprung vor CDU und CSU – trotz der nach wie vor schwachen Werte für Kanzler Olaf Scholz. Die Wahl von Friedrich Merz trage für die Union – zumindest bislang – keine Früchte. Bei einer Direktwahl läge Scholz mit 42 Prozent vor Merz, für den sich lediglich 18 Prozent der Stimmberechtigten entscheiden würden. Für eine Rolle als Hoffnungsträger definitiv zu wenig. (mh/IDZRW) *24RHEIN ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.