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Hohe EZB-Zinsen: Sparkassen und Banken stecken Milliarden Euro ein - Sparer gehen leer aus

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Von: Markus Hofstetter

Es gibt immer weniger Geldautomaten in der Bundesrepublik: Unter anderem die Sparkasse hat in den vergangenen Jahren hunderte Automaten abgebaut.
Es gibt immer weniger Geldautomaten in der Bundesrepublik: Unter anderem die Sparkasse hat in den vergangenen Jahren hunderte Automaten abgebaut. © Julian Stratenschulte / dpa

Die EZB zahlt für Einlagen wieder ordentlich Zinsen an Banken und Sparkassen. In Deutschland geben viele Institute diese nicht weiter. Die Sparer haben das Nachsehen.

Frankfurt/Main - Für viele Jahre war für Banken und Sparkassen die Einlage von Kundengeldern bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Minusgeschäft. Doch diese Zeiten sind vorbei. Mussten die Kreditinstitute im Juli 2022 noch 0,5 Prozent Strafzinsen an die EZB zahlen, erhalten sie nun Zinsen in Höhe von 2,5 Prozent. Dieser Satz könnte sich sogar noch weiter erhöhen.

Deutsche Sparer verschenken Milliarden Euro: die meisten Banken und Sparkassen bieten bisher keine Tagesgeldzinsen

Doch an den Kunden in Deutschland geht dieser Segen weitgehend vorbei. Das berichtet die F.A.Z. unter Berufung auf eine Untersuchung des Berliner Zinsvermittlers Raisin, der Plattformen wie Zinspilot und Weltsparen betreibt. Demnach haben die Kreditinstitute weniger als ein Dreißigstel der EZB-Zinserhöhung an ihre Kunden weitergegeben. Laut dem Vergleichsportal Verivox bieten noch immer 321 von 656 Banken keine Tagesgeldzinsen. Bei Sparkassen und Volksbanken liegt der Anteil nach wie vor bei jeweils über 50 Prozent.

Entsprechend niedrig verzinst werden die Einlagen der Sparer. Nach Daten der Deutschen Bundesbank beläuft sich der durchschnittliche Zinssatz auf kurzfristig verfügbare Einlagen auf 0,09 Prozent. Wegen des größeren Wettbewerbs sind es laut Raisin bei Tagesgeldkonten 0,19 Prozent.

Deutsche Sparer verschenken Milliarden Euro: Banken und Sparkassen machen risikolos riesige Gewinne

Das bedeutet hohe, risikolose Gewinne für Banken und Sparkassen, wenn sie Kundengelder einfach zur EZB bringen. Raisin macht dabei folgende Rechnung auf. Bei Sichteinlagen der Deutschen bei der EZB in Höhe von 1,8 Billionen Euro, bleibt bei den Banken bei einem Zinssatz von 2,5 Prozent 46 Milliarden Euro im Jahr hängen. Davon geben sie an ihre Kunden bei einem Zinssatz von 0,09 Prozent nur 1,6 Milliarden Euro weiter. Die Differenz davon, als 44,4 Milliarden Euro, ist der Zinsgewinn der Kreditinstitute, von dem allerdings noch Gebühren und Kosten abgezogen werden müssen.

Rein bezogen auf Tagesgeld, hier lagern 675 Milliarden Euro auf den entsprechenden Konten, fahren die Banken bei einem Zinssatz von 0,19 Prozent immerhin noch rund 15 Milliarden Euro Zinsgewinn im Jahr ein. Dass die Banken die Zinsen für ihre Kunden schnell an den EBZ-Zins anpassen werden, ist eher unwahrscheinlich. „Die Banken versuchen, solange es irgendwie geht, an den niedrigen Zinsen festzuhalten und ihre Gewinne damit zu erhöhen“, sagte Raisin-Chef Tamaz Georgadze der F.A.Z.

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Deutsche Sparer müssen tätig werden: Vergleichsportale zeigen, wo hohe Zinsen zu holen sind

Die Kunden von Banken, die ihre Einlagenzinsen niedrig halten, müssen selbst tätig werden, wenn sie bessere Angebote haben wollen. Unterstützung dabei liefern Zinsvergleichsportale. So gibt es laut der FMH-Finanzberatung für Neukunden bei der schwedischen TF Bank 2,4 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Allerdings gilt dies nur für vier Monate und für höchstens 100.000 Euro.
Das beste Angebot für Bestandskunden bietet aktuell Trade Republic, wo es zwei Prozent Zinsen für Einlagen von bis zu 50.000 Euro gibt.

Im Festgeldbereich hat laut FMH-Finanzberatung die Blu Or Bank das beste Angebot. Das Institut aus Lettland bietet 3,35 Prozent Zinsen für eine Laufzeit von einem Jahr. Die Maximalanlage beläuft sich auf 100.000 Euro.

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