Führerschein-Pläne der EU: Rentner reagieren empört – „Bin ohne Auto hilflos“
Die EU arbeitet aktuell an einer neuen Führerscheinrichtlinie, die die Regeln im Straßenverkehr vereinheitlichen soll. Eine Änderung sorgt in Deutschland für Aufruhr.
Brüssel – Die geplante Reform der EU-Führerscheinrichtlinie sorgt noch immer für Aufsehen. Grund sind die darin enthaltenden Pläne, bei Personen über 70 Jahren regelmäßig Bestätigung einzuholen, dass sie wirklich noch fahrtüchtig sind. Gemacht werden soll das, indem der Führerschein für über-70-Jährige nur noch fünf Jahre lang gültig wäre. Die Reaktion der betroffenen Bürgerinnen und Bürger ist eindeutig: Sie fühlen sich diskriminiert und unnötig unter Generalverdacht gestellt.
Rentner reagieren: viele Senioren und Seniorinnen vom Auto abhängig
Aus den zahlreichen Leserreaktionen, die zum Thema einlaufen, lässt sich die Sorge der Älteren erkennen. Viele ältere Menschen leben in abgelegenen Orten ohne gute ÖPNV-Anbindung. Sie sind vom Auto abhängig. So schreibt auch Christian Klahr aus Brandenburg: „Ich bin über 70, aber ehrenamtlicher Kommunalpolitiker und Mitglied einer Opferschutzorganisation, also ohne Auto hilflos“. Seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten kann er nicht nachgehen, wenn er ohne Auto auskommen muss.
Andere weisen darauf hin, dass die Zahl der Verkehrstoten, die von älteren Personen verursacht wird, gering ist. Bei den 18- bis 24-Jährigen sei die Zahl hingegen höher. „Sollte man doch besser 18- bis 25-jährigen die Fahrerlaubnis verbieten. Das würde die Anzahl der Verkehrstoten doch deutlich senken, schätze ich mal,“ schreibt ein Leser.

Dabei stimmt diese Aussage nicht ganz. Es ist zwar richtig, dass ältere Menschen weniger in Unfällen verwickelt sind als Jüngere. Aber, wie aktuelle Verkehrsstatistiken zeigen, wenn über-65-Jährige in einem Unfall verwickelt sind, dann sind sie in zwei Drittel der Fälle die Unfallverursacher. Im Interview mit Ippen.Media weist der Dekra-Experte Thomas Wagner sogar darauf hin, dass mittlerweile genauso viele Unfälle von über-75-Jährigen verursacht werden als von 18- bis 25-Jährigen. Aufgrund der alternden Bevölkerung wird sich die Lage nur verschlimmern.
Rentner besorgt: Pläne der EU machen Angst
Der Dekra-Experte plädierte dafür, dass mehr ältere Menschen freiwillig zum Fahr-Check kommen sollten. Ein Leser aus Nordrhein-Westfalen schreibt in einer Mail, dass er genau das getan hat: „Ich habe nach einer kurzen Erkrankung einen Fahrtest über den ADAC mit einem Fahrlehrer gemacht und ein Zertifikat erhalten“, so der Mann. Letztlich ist es genau das, was die EU möchte: Mehr Menschen, die im Alter ihre Fahrfähigkeiten nochmal überprüfen lassen.
Eine Frau schreibt in einer Nachricht als Reaktion auf die EU-Pläne aber auch über ihre Sorge, dass die „Bevormundungen aus Brüssel“ immer mehr Menschen in die extremen Lager wie die AfD schickt. „Was die EU da vor hat, ist gefährlich“, sagt Roswitha Richert-Raeggel.