Für Feiertage am Wochenende: Linke und Grüne drängen auf Ausgleich wie im Ausland

2022 fallen viele Feiertage aufs Wochenende. In anderen Ländern gibt es dafür Ausgleichstage – in Deutschland nicht. Grüne und Linke wollen das nun ändern.
Berlin – Im vergangenen Jahr mussten Arbeitnehmer in Deutschland ganz tapfer sein. Egal ob 1. Mai, Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober oder der 25. und 26. Dezember: Alle Feiertage fielen aufs Wochenende.
2022 wird es zwar etwas besser. Immerhin nämlich fallen in diesem Jahr sowohl der 2. Weihnachtsfeiertag als auch der 3. Oktober auf einen Montag - womit Arbeitnehmer freihaben, ohne einen kostbaren Urlaubstag opfern zu müssen. Doch bereits der 1. Januar 2022 war ein Samstag. Dazu fallen auch der bevorstehende 1. Mai sowie der 25. Dezember jeweils auf einen Sonntag.
Feiertagsregelung: Linke - Müssen sozialen Zusammenhalt stärken
In Berlin sorgt die - erwartbare - kalendarische Häufung von Feiertagen am Wochenende jetzt für Diskussionen. Der Bundestag müsse hier zeitnah einschreiten, „damit künftig keine Feiertage mehr ausfallen und der soziale Zusammenhalt im Land gestärkt wird“, sagte etwa der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, der Rheinischen Post (Montag).
Bis dies gesetzgeberisch geregelt sei, fordere er „die Unternehmer auf, dass sie den Beschäftigten als Ersatz und Corona-Bonus zeitnah einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag geben“. Schließlich bedeute jeder verlorene Feiertag mehr Stress und weniger dringend benötigte Erholung von den Belastungen durch Arbeit und Pandemie. Speziell der 1. Mai habe „als Kampf- und Feiertag“ eine besondere Bedeutung für die Arbeitnehmer, sagte Korte.
Unser kostenloser Wirtschafts-Newsletter versorgt Sie regelmäßig mit allen relevanten News aus der Wirtschaft. Hier geht es zur Anmeldung.
Ausgleich für Feiertage am Wochenende: Regelung wie in vielen anderen europäischen Ländern
Auch die Grünen ergreifen unmittelbar vor dem symbolträchtigen Kampftag der Arbeiterklasse Partei für die Arbeitnehmer in Deutschland. „Natürlich ist es für Beschäftigte ärgerlich, wenn gerade der Tag der Arbeit am 1. Mai auf einen Sonntag fällt“, sagt etwa die Arbeitsmarkt-Expertin Beate Müller-Gemmeke. Es sei jetzt an der Zeit, „gesellschaftlich darüber zu diskutieren, dass Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, nachgeholt werden können, wie es bereits in einer ganzen Reihe von Ländern der Fall ist“, sagte die Grünen-Politikerin der Rheinischen Post.
Tatsächlich werden etwa in Spanien oder Großbritannien Feiertage, die an einem Wochenende liegen, am darauffolgenden Werktag nachgeholt – in Deutschland gehen Arbeitnehmer dagegen bislang leer aus.
Jeder verlorene Feiertag bedeutet mehr Stress und weniger dringend benötigte Erholung von den Belastungen durch die Arbeit und die Pandemie.“
In der Wirtschaft trifft der Vorstoß von Grünen und der Linken auf Skepsis. Schließlich habe Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern die meisten Frei-Tage, argumentiert etwa Christoph Schröder, Arbeitszeitexperte beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.
Feiertage nachholen: Wirtschaft skeptisch
Selbst wenn Belgien, Luxemburg oder Großbritannien die auf Wochenenden entfallenen Feiertage unter der Woche nachhole, liege Deutschland noch besser. Gemessen an den Nachholtagen ziehe lediglich Spanien wegen der hohen Zahl von Feiertagen an Deutschland vorbei, sagte Schröder am Montag gegenüber Merkur.de. Aber in Spanien gebe es eben auch nur 22 Urlaubstage. In Deutschland sind hingegen 30 Tage üblich. Unter dem Strich liegen Arbeitnehmer in Deutschland daher vorne – und das europaweit.
Außerdem müsse man in der Abwägung auch eine Sache bedenken: Schon jetzt litten viele Unternehmen in Deutschland unter einem Fachkräftemangel. In den kommenden Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Dazu kämen weitere generationen-übergreifende Herausforderungen, wie der Umbau der Wirtschaft Richtung nachhaltiger Energieträger und die Digitalisierung. Das Nachholen von Feiertagen im Wochenverlauf würde „die Bekämpfung des Fachkräfte-Mangels damit kaum einfacher machen“.