Fernwärme erklärt: Wie die Alternative zur Gas-Heizung funktioniert – und was sie kostet
Fernwärme gilt als umweltfreundliche Heiz-Alternative und durch die Gas-Krise womöglich auch als günstiger. Doch was ist das eigentlich?
Köln – Durch die steigenden Gaspreise in ganz Deutschland wird vor allem Heizen diesen Herbst und Winter deutlich teurer. Viele Menschen schauen sich deshalb nach Alternativen um. Während Heizlüfter nicht zu empfehlen sind, ist auch immer wieder Fernwärme ein Thema. Wie diese funktioniert, welche Vor- und Nachteile es gibt.
Fernwärme einfach erklärt: So funktioniert die Alternative zur Gas-Heizung

Als „Fernwärme“ – auch „Fernheizung“ genannt – bezeichnet man laut der Verbraucherzentrale die „Belieferung von Gebäuden mit Wärme von einem Kraft- oder Heizwerk“. Die Wärme wird in Wasser oder Dampf gespeichert und durch Rohrleitungen direkt in Wohnungen und Häuser gebracht. Dadurch brauchen Fernwärme-Kunden keine eigene Heizanlage.
Fernwärme entsteht überwiegend durch Verbrennung, wobei Wasser meist über hundert Grad erwärmt wird. Anschließend kann es durch die Leitungen zu Kunden transportiert werden. In der Wohnung oder dem Haus fließt das Wasser durch Rohre in der Wand, wobei die Wärme wieder abgegeben wird.
Gas, Öl, Müll: Woher kommt Fernwärme?
- Gas: 42 Prozent
- Müll und Wärmelieferung von Dritten: 32 Prozent
- Steinkohle: 19 Prozent
- Braunkohle: 6 Prozent
- Mineralöl: 1 Prozent
- Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2018
Da Fernwärme kein eigener Rohstoff ist, entsteht sie meist durch die Verbrennung anderer Rohstoffe wie eben Kohle, Öl und vor allem Erdgas. Jedoch ist ein Drittel auch Abwärme, die bei Müllverbrennung oder industriellen Prozessen entsteht. Vor allem aus diesem Grund gilt Fernwärme als nachhaltige Heiz-Alternative. Die Angaben beziehen sich auf die aktuellsten Daten zur Zusammensetzung von Fernwärme, die das damalige Bundesministerium für Wirtschaft 2018 veröffentlicht hat.
Kosten und Preis: Ist Fernwärme günstiger als Gas?
Da Fernwärme ebenfalls aus Gas hergestellt wird, sind Kunden oft auch von den steigenden Gaspreisen oder der Gasumlage betroffen. Unter anderem bei der RheinEnergie in Köln werden deshalb im Herbst auch die Fernwärme-Preise ansteigen. Die Kosten für Fernwärme sind daher vom jeweiligen Anbieter abhängig. Wenn dieser ebenfalls vor allem auf Gas setzt, ist die Heiz-Alternative Fernwärme nicht zwingend günstiger als direkt Erdgas zu beziehen.
So setzt sich der Preis für Fernwärme zusammen
► Die Kosten für Fernwärme setzen sich aus einem Grundpreis (oder Leistungspreis) und einem Arbeitspreis zusammen
► Der Grundpreis ist ein jährlicher Fixpreis und abhängig von der „Anschlussleistung“ der Fernwärme-Leitung. Er beinhaltet anteilige Kosten der Kraftwerke und Netze.
► Der Arbeitspreis ist der tatsächliche Wärmeverbrauch, der in Cent pro Kilowattstunde berechnet wird. Laut der Verbraucherzentrale macht der Grundpreis durchschnittlich 25 Prozent und der Arbeitspreis 75 Prozent der Gesamtkosten aus.
Wer sich entscheidet, auf Fernwärme zu wechseln, muss außerdem die Umstellungskosten beachten. Diese betragen etwa 8000 bis 15.000 Euro, berichtet die Verbraucherzentrale. Darunter fallen die Entsorgung der Altanlage, der Anschluss an das Fernwärmenetz und der Einbau der sogenannten Fernwärmeübergabestation. Zudem müssen Fachleute die Verteilung der Wärme im Gebäude passend einstellen.
Gasumlage: So kann man die Höhe berechnen
Wie hoch fallen die Mehrkosten für Gas-Kunden ab Herbst 2022 genau aus? Das kann man mit einer Formel herausfinden. Wie das funktioniert, zeigt unser Gasumlage-Rechner.
Vorteile Fernwärme: Was spricht für die Alternative zur Gas-Heizung?
- Komfort: Für Fernwärme wird im Gegensatz zur Gas- oder Öl-Heizung kein eigener Heizkessel zur Lagerung von Brennstoffen benötigt. Deshalb spart man sich eine einmalig hohe Investition und den Brennstoffeinkauf. Auch um die Wartung der Technik oder einen Schornsteinfeger muss man sich damit nicht kümmern.
- Klimafreundlichkeit: Fernwärme leistet grundsätzlich einen Beitrag zum klimafreundlichen Heizen, da damit auch Abwärme aus der Industrie direkt genutzt wird. Wem das besonders wichtig ist, sollte aber auf den Fernwärme-Mix seines Anbieters achten.
- Kosten/Preis: Je nach Wohnsitz bieten manche Anbieter auch niedrige Kosten für Fernwärme. In dem Fall ist es eine günstige Heiz-Alternative.
- Finanzielle Förderung: Viele Stadtwerke und einzelne Kommunen fördern den Anschluss an das Fernwärmenetz mit Zuschüssen von 500 bis 3000 Euro. Dadurch kann sich ein Umstieg besonders lohnen.
- Quelle: Verbraucherzentrale
Nachteile Fernwärme: Was spricht gegen die Gasheizung-Alternative?
- Fehlender Wettbewerb: Der größte Nachteil ist die Abhängigkeit der Fernwärmekunden von ihrem Anbieter. Denn jedes Fernwärmenetz ist ein „lokales Monopol“. Im Gegensatz zu Strom oder auch Gas können Kunden ihren Fernwärme-Lieferanten deshalb gar nicht wechseln. Sollte dieser also überdurchschnittlich teuer sein, lohnt sich Fernwärme meist gar nicht,
- Lange Vertragslaufzeiten: Die meisten Vertragslaufzeiten für den Fernwärmeanschluss gehen mehrere Jahre lang. Deshalb sind kurzzeitige Anbieterwechsel nur schwer oder gar nicht möglich.
- Quelle: Verbraucherzentrale
Auch wenn die Gaspreise also mächtig ansteigen, muss sich ein Umstieg auf Fernwärme nicht zwingend lohnen. Das hängt vor allem vom lokalen Anbieter ab, da man dabei keine große Auswahl hat. (os) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.