Gaspreise steigen rapide: Weitere Erhöhung ist bereits absehbar
Die Gaspreise steigen: Die Kölner RheinEnergie hebt den Preis um rund 133 Prozent. Doch durch die geplante Gas-Umlage könnten die Preise weiter steigen.
Köln – „Die RheinEnergie wird zum 1. Oktober ihre Preise für Erdgas deutlich anheben“ – der Anblick dieser Nachricht sorgte am Montag (1. August) wohl für viele fassungslose Gesichter in und um Köln. Grund für diese Reaktion ist nicht die schon länger absehbare Tatsache, sondern die konkrete Zahl der Gaspreispreiserhöhung bei RheinEnergie. Ganze 133 Prozent teurer ist die Kilowattstunde ab Herbst 2022. Doch was vielleicht noch nicht allen klar ist: Die Gaspreise werden noch weiter steigen.
Gas-Umlage kommt – so kann man die Höhe berechnen
Wie hoch fallen die Mehrkosten für Gas-Kunden ab Herbst 2022 genau aus? Das kann man mit dem Gas-Umlage-Rechner herausfinden.
Gaspreise steigen: Ab Oktober 2022 soll es noch teurer werden – wegen Gas-Umlage

Man müsste meinen, dass sich die Menschen im Sommer mehr Gedanken um Abkühlungs- statt Heizmöglichkeiten machen, doch 2022 ist alles anders. Denn trotz einer Hitzewelle nach der nächsten sind die Auswirkungen der Gaskrise bereits Monate vor dem Herbst deutlich zu spüren. Beispielsweise dreht Vonovia bereits die Heizungen runter und bei den Freibädern in Köln werden erste Maßnahmen gezogen.
Ein weiterer Punkt, bei dem die Gaskrise bereits merkt, sind die deutschen Gasspeicher. Denn alles dreht sich derzeit darum, diese bis zum Herbst möglichst voll zu bekommen. Auch wenn das gelingt, muss das Gas überwiegend aus anderen Ländern als Russland beschafft werden. Was deutlich teurere Einkaufpreise für die Gasversorger nach sich zieht. Die Folge: die Preiserhöhungen sollen an Endverbraucher weitergegeben werden.
Dieses Vorgehen wurde in der sogenannten „Gas-Umlage“ festgehalten. Diese befindet sich zwar noch in Arbeit, soll jedoch am 1. Oktober oder spätestens am 1. November in Kraft treten. Das heißt aber, dass die Mehrkosten der Gas-Umlage noch nicht in aktuellen Preiserhöhungen enthalten sind.
Gas-Umlage: Mehrwertsteuer-Senkung sorgt für Entlastung
Um die Bevölkerung von den Zusatzkosten der Gas-Umlage möglichst zu entlasten, hat die Bundesregierung angekündigt, zeitgleich einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Erdgas verlangen. Die Steuer solle laut Kanzler Olaf Scholz von bisher 19 auf 7 Prozent verringert werden. Laut dem SPD-Politiker würden damit Gaskunden insgesamt deutlich stärker entlastet als sie durch die staatliche Gas-Umlage belastet würden. Wie viel geringen die Gaspreise dadurch ausfallen werden, ist aber unklar. Scholz erwarte von den Unternehmen, dass sie die Steuersenkung eins zu eins an die Verbraucher weitergäben.
Gas-Umlage: Was ist das genau?
► Durch die Gas-Umlage können Gashändler gestiegene Einkaufspreise an die Kunden weitergegeben. Dadurch werden die Gaspreise für Verbraucher ansteigen.
► Dadurch soll verhindert werden, dass Gaskonzerne wie Uniper Pleite gehen. Das hätte gravierende Folgen für die Energieversorgung in Deutschland. Uniper ist einer der größten Gashändler in Deutschland und Lieferant für hunderte Energie-Unternehmen oder Stadtwerke.
► Die Gas-Umlage ist für den 1. Oktober geplant. Jedoch könnte die Einführung auch bereits am 1. September oder erst 1. November erfolgen.
Gas-Umlage ab Oktober 2022: Welche Gaspreise sind zu erwarten?
Doch was heißt das jetzt genau für den typischen RheinEnergie-Kunden? Neben den 10,43 Cent pro Kilowattstunde des Energieversorgers, kommen jeweils nochmal rund 2,419 Cent pro Kilowattstunde obendrauf. Dadurch könnten die Gaspreise insgesamt bis zu drei bis fünfmal teurer werden als bisher. Diese Kosten wären aber derzeit das Maximum für Gas-Kunden in Köln:
Kosten bisher (im Jahr) | ab 1. Oktober (im Jahr) | Mehrkosten durch Gas-Umlage (im Jahr) | |
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Wohnung für zwei Personen (10.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) | 960 Euro | 2002 Euro | circa 242 Euro |
Große Wohnung für vier Personen (15.000 Kilowattstunden Jahresbedarf) | 1353 Euro | 2918 Euro | circa 363 Euro |
Kleines Einfamilienhaus (15.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) | 1353 Euro | 2918 Euro | circa 363 Euro |
Kölnerinnen und Kölner, die in einer normal große Wohnung (10.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) leben, müssen allein durch die RheinEnergie-Erhöhung etwa 2002 Euro statt bisher 960 Euro pro Jahr bezahlen. Mit der Gas-Umlage sollen nochmal rund 242 Euro obendrauf kommen. Familien mit Kind in und um Köln trifft es derweil noch deutlich härter: Sie könnten zukünftig etwa 3281 Euro statt den bisherigen 1353 Euro zahlen.
RheinEnergie erhöht Gaspreise: Viele weitere Anbieter in NRW und Deutschland
Neben RheinEnergie haben auch viele andere Gasgrundversorger ihre Preise bereits angehoben. Laut dem Vergleichsportal Verivox sind es allein in NRW über 40 und deutschlandweit sogar deutlich über 200. Darunter viele lokale Anbiete wie die Stadtwerke in Bonn und Duisburg, aber auch große Anbieter wie Eon. Man merkt also: Die aktuellen Entwicklungen sind erst der Anfang der Gaskrise und der genaue Ausgang ist ungewiss. Sicher sind nur die weiter ansteigenden Gaspreise in den kommenden Wochen und Monaten. (os mit dpa) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.
Hinweis: Dieser Text wurde am 18. August inhaltlich aktualisiert. Neuerung: Info zu Mehrwertsteuer-Absenkung angepasst.