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Heizen ohne Putins Energie: Wärmepumpen sind beliebt – und werden knapp

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Von: Lisa Mayerhofer

Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist derzeit groß. Die Lieferzeiten belaufen sich mittlerweile auf ein halbes Jahr. Interessenten sollten aber den Einbau einer Wärmepumpe vorher genau durchrechnen.

München – Deutschland droht angesichts der Gaskrise ein harter Winter. Kein Wunder, dass sich viele Menschen in Deutschland nach Heizalternativen umschauen. Besonders beliebt: die Wärmepumpe. Ihr Marktanteil ist im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Doch Lieferprobleme bremsen den Wandel aus.

Eine hohe Nachfrage gibt es derzeit nicht nur nach Wärmepumpen

In einer Umfrage des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) im Juli berichteten 94,2 Prozent der Betriebe von Lieferproblemen seitens des Großhandels und der Hersteller. Besonders knapp sind derzeit Wärmepumpen. „Unsere Betriebe könnten im Moment jede Wärmepumpe installieren, wenn sie denn welche hätten“, erklärte ZVSHK-Sprecher Frank Ebisch am Donnerstag auf AFP-Anfrage. „Wenn Sie heute eine Wärmepumpe ordern, können Sie frühestens im Frühjahr nächsten Jahres mit dem Einbau rechnen.“ Zwar bauten die deutschen Hersteller aktuell ihre Produktionsstrecken aus. „Aber aktuell können sie nicht liefern.“

Das Problem hat sich demnach in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschärft: Zu Beginn der Pandemie, im März 2020, berichteten erst 31,4 Prozent der Sanitärbetriebe von Lieferproblemen. Eine hohe Nachfrage gibt es derzeit nicht nur nach Wärmepumpen, sondern auch nach Heizkesseln und Heizkörpern sowie nach Steuerungs- und Regeltechnik.

Auch der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) schätzt die Wartezeit auf mindestens ein halbes Jahr. „Die Nachfrage übersteigt im Moment ganz deutlich das Angebot“, sagte BWP-Sprecher Martin Sabel AFP. Neben den langen Lieferzeiten bei den Herstellern gebe es auch auf Seiten der Handwerker Engpässe.

Wärmepumpe
Die Wärmepumpe ist in den vergangenen Jahren vom Nischenprodukt zum Trendprodukt unter den Heizungen im Privatbau geworden. Sie findet sich vor allem an Neubauten, aber auch immer mehr im Bestand. (Archivbild) © Andrea Warnecke/dpa-tmn

Bevor man sich für den Kauf einer Wärmepumpe entscheidet, sollte man sich allerdings grundlegend informieren. Denn: Nicht für alle ist die Heizalternative lohnenswert. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wie viele Wärmepumpen werden verbaut?

2021 kamen laut Statistischem Bundesamt erstmals in mehr als der Hälfte aller Neubauten (50,6 Prozent) Wärmepumpen zum Einsatz. Der Trend setzt sich fort: Nach Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) lieferten Heizungsbauer im ersten Halbjahr 2022 rund 25 Prozent mehr Wärmepumpen aus als im Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil der Wärmepumpen stieg somit laut Handelsblatt von 17 auf 21 Prozent.

Laut dem Bundesverband Wärmepumpe sind deutschlandweit etwa 1,3 Millionen Wärmepumpen installiert. Zum Vergleich: Etwa 14 Millionen Gasheizungen beheizen deutsche Häuser und Wohnungen.

Ziel der Bundesregierung ist es, ab 2024 jährlich mindestens 500.000 neue Wärmepumpen zu installieren, bis 2030 sollen insgesamt sechs Millionen installiert sein. Dafür muss jedoch noch einiges geschehen: Im vergangenen Jahr wurden laut Verband nur rund 150.000 Heizungswärmepumpen verbaut.

Wie funktioniert eine Wärmepumpe?

Eine Wärmepumpe funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Während der Kühlschrank dem Innenraum Wärme entzieht und diese nach außen abgibt, zieht eine Wärmepumpe je nach Bauart Außenwärme aus Boden, Wasser oder Luft. Der Vorteil: Es muss nur vergleichsweise wenig elektrischer Strom für den Antrieb aufgewandt werden. Eine Wärmepumpenanlage besteht aus drei Teilen: der Wärmequellenanlage, der eigentlichen Wärmepumpe und dem Verteil- und Speichersystem.

Zunächst wird in der Wärmequellenanlage mit der Umweltwärme eine Flüssigkeit, meist eine Mischung aus Wasser und Frostschutzmittel, erwärmt. Dies ist auch bei kalten Außentemperaturen kein Problem: Ab einer Tiefe von rund 15 Metern herrschen das ganze Jahr über konstant etwa zehn Grad Celsius, Grundwasser hat eine Temperatur von sieben bis 14 Grad. Über die Wärmequellenanlage wird diese Wärmeenergie entnommen und in die eigentliche Wärmepumpe transportiert.

In der Wärmepumpe zirkuliert ein Kältemittel, das bereits bei niedrigen Temperaturen verdampft. Durch einen Kompressor wird der Kältemitteldampf verdichtet und erhitzt sich damit weiter - der gleiche physikalische Effekt wie bei einer Fahrradpumpe, die beim Pumpen ebenfalls heiß wird. Anschließend kondensiert das heiße Kältemittelgas in einem sogenannten Verflüssiger, gibt seine Wärme an die Heizanlage des Hauses ab und beginnt den Kreislauf in flüssiger Form erneut.

Die Heizanlage des Hauses, in der zumeist Wasser zirkuliert, nimmt die Wärme aus der Wärmepumpe auf und verteilt sie im Haus. Dabei gilt: Je niedriger die Heiztemperatur, desto effektiver die Wärmepumpe. Besonders geeignet sind deshalb Fußbodenheizungen – sie benötigen aufgrund der großen Fläche nur eine niedrige Vorlauftemperatur. Eine Wärmepumpe kann so eine einzige Kilowattstunde Strom in ungefähr vier bis sechs Kilowattstunden Wärme verwandeln.

Was kostet eine Wärmepumpe?

Der Einbau einer Wärmepumpe ist eine Investition: Je nach Bauart und Förderung variieren die Kosten für Anschaffung und Installation zwischen rund 10.000 und 30.000 Euro. Bis zu 40 Prozent der Kosten können dabei im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude staatlich gefördert werden. Anträge werden über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gestellt.

Insbesondere im Bestand und bei Altbauten können jedoch zusätzliche Kosten anfallen: So muss gegebenenfalls die Warmwasserversorgung angepasst und eine Flächenheizung, etwa eine Fußbodenheizung, eingebaut werden. Bei Neubauten kann hingegen von Anfang an auf eine effiziente Heizungsplanung geachtet werden. Auch laufende Kosten fallen abhängig vom Wärmebedarf und dem Strompreis an. Der Einbau einer Wärmepumpe sollte in jedem Fall genau durchgerechnet werden. (lma/AFP)

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