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Was Holland mit hohen Gemüsepreisen im Supermarkt zu tun hat

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Von: Oliver Schmitz

Die Preise für einige Gemüsesorten in Supermärkten sind aktuell sehr hoch. Dahinter steckt nicht nur die Inflation, sondern auch die Lage im Ausland.

Köln – Die Energiekrise macht sich seit Monaten in ganz Deutschland vor allem anhand der gestiegenen Preise bemerkbar. Doch seit kurzem sind die Kosten für einige Obst- und Gemüsesorten in den Supermärkten rasant angestiegen. Gurken kosteten teils über drei Euro, Tomaten Berichten zufolge sogar bis zu vier Euro – pro Stück wohlgemerkt. Diese Preise sind allein mit der hohen Inflation nicht mehr erklärbar. 24RHEIN hat mit einem Agrar-Experten darüber gesprochen, warum gerade jetzt einige Gemüsesorten so teuer sind, wann sich die Lage wieder bessern wird und wie man dennoch Gemüse günstig einkaufen kann.

Teure Gurken und Paprika: Gemüsepreise im Supermarkt explodieren

Links ein Kassenband mit Gemüse drauf und rechts Gurken mit einem Preisschild von 2,90 Euro. (IDZRW-Montage)
Vor allem Gurken waren in Deutschland zuletzt deutlich teurer. (IDZRW-Montage) © Eibner Europa/Imago & localpic/Imago

Zuletzt sind viele Lebensmittel in Deutschland deutlich teurer geworden. Gemüse und Obst blieben davon lange verschont, doch das hat sich nun geändert. Laut dem Statistischen Bundesamt sind 2022 zum Beispiel die Preise für Gurken um 26,2 Prozent und für Tomaten um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Derzeit macht sich das mit teils doppelt so hohen Preisen auf dem Einkaufszettel bemerkbar.

Fehlende Niederlande-Importe verursachen hohe Gemüsepreise

„Das ist Saisongemüse, das es gerne warm haben will“, sagt Manfred Kohl von der Landwirtschaftskammer NRW gegenüber 24RHEIN. Der Anbau würde im Winter entweder in Ländern mit hohen Temperaturen oder mit Strom in künstlichen Gewächshäusern funktionieren. Gerade das kommt für das Gemüse-Angebot in deutschen Supermärkten vor allem ab März zum Tragen, da ab dann üblicherweise „ein Großteil“ aus den Niederladen importiert würde. Nicht nur in NRW, sondern ganz Deutschland.

„In diesem Jahr ist aber alles später gepflanzt worden“, erklärt Kohl. Statt bereits im Januar startete der Anbau der niederländischen Landwirte erst Ende Februar. Laut dem Agrar-Experten haben niederländischen Landwirte damit Strom und somit Kosten sparen wollen. Jetzt brauchen Gurken, Tomaten oder Paprika aber eben noch eine gewisse Zeit zum Wachsen.

Ein weiterer Grund sei, dass manche Landwirte aus den Niederlanden aktuell Gas eher zu verkaufen, statt es zu nutzen. „Einige Betriebe in den Niederlanden haben vor der Krise gute Gasverträge abgeschlossen. Deshalb lohnt es sich für sie, das Gas eher zu verkaufen, statt selbst zu nutzen“, sagt Manfred Kohl. Der reale Effekt davon halte sich aber in Grenzen, der Anbau sei dadurch womöglich nur ein wenig geringer.

Teure Gurken und Paprika: Agrar-Experte glaubt an zeitnahe Besserung der Gemüsepreise

Die Preise von Obst und Gemüse in Deutschland sind im Winter grundsätzlich immer etwas höher, da diese „überwiegend aus dem Ausland“ kommen. „Der heimische Anbau liegt nur im einstelligen Bereich“, sagt Manfred Kohl. Den aktuellen Preisanstieg bei Gurken, Tomaten und Co. hätte man nach den niederländischen Ausfällen aber eigentlich durch Importe aus wärmeren Ländern wie Spanien, Türkei oder Marokko kompensieren können, meint der Landwirtschafts-Experte. „Das ist aber bisher nicht passiert“. Unter anderem, weil auch die weiten Transportwege durchaus teuer seien und eine „kurzfristige Umstellung schwierig“ sei.

Doch Konsumentinnen und Konsumenten können auf eine schnelle Besserung hoffen. „Im Frühjahr sollte es wieder einen Schub geben“, sagt Kohl. Ab April sei demnach davon auszugehen, dass die Preise wieder besser würden. Ein genaueres Datum sei wegen der Wetter-Unwägbarkeiten „schwer vorherzusagen“. So oder so sei Gemüse aber „immer noch viel billiger“ als viele andere Lebensmittel.

So teuer waren Gurken, Tomaten und Paprika zuletzt

Viele Kunden haben beim Blick auf die Preisschilder in den Gemüseabteilungen mit Erschrecken bemerkt: Manche Gemüsesorten sind extrem teuer geworden. Auch auf Social Media kursierten Videos und Fotos von extrem hohen Gemüsepreisen. Hier ein paar Beispiele:

► Gurken erreichten Anfang März Preise bis zu 3,29 Euro pro Stück. Aktuell kosten sie unter anderem im Rewe Online-Shop mindestens 1,39 Euro und bei Kaufland 1,79 Euro.

Tomaten kosteten zuletzt bis zu 4 Euro pro Stück. Aktuell kosten sie unter anderem im Rewe Online-Shop mindestens 1 Euro und im Edeka Online-Shop 1,65 Euro.

Paprika hatten zeitweise Preise von bis zu 8 Euro pro Kilogramm. Aktuell kosten sie unter anderem im Rewe Online-Shop mindestens 5,98 Euro im Edeka Online-Shop 3,98 Euro.

Hinweis: Stand vom 7. März 2023

Hohe Gemüsepreise: Landwirtschafts-Experte weist auf günstige Alternative hin

Alle, die aber bereits jetzt Geld beim Gemüsekauf sparen wollen, sollen laut Manfred Kohl eher auf Möhren, Sellerie oder Kohlsorten zurückgreifen. „Man muss klar hinterfragen, warum aktuell Gemüse wie Paprika in den Vordergrund gestellt wird. Wir haben eine breite Palette an heimischen Gemüsesorten. Diese können im Winter laufend geerntet werden und haben einen guten Energiebedarf“, sagt der Agrar-Experte. Zudem schone das Wintergemüse auch den Geldbeutel, da dieses immer noch recht günstig sei und auch bleibe. Dazu gehören unter anderem folgende Gemüsesorten:

Viel Gemüse wächst im Winter auch in Deutschland oder kann lange gelagert werden. „Aber vielleicht muss man erst wieder lernen, mit diesen Produkten richtig umzugehen“, sagt Kohl. Denn aktuell würden viele heimische Gemüsesorten nur einseitige Verwendung finden. Wie zum Beispiel Weißkohl, aus dem oft nur Sauerkraut gemacht wird. (os) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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