1. 24RHEIN
  2. Welt
  3. Wirtschaft

Russische Traditionsmarke muss Belegschaft in Urlaub schicken – kein Material mehr

Erstellt:

Von: Jakob Koch

Die Sanktionen des Westens infolge des Ukraine-Kriegs machen Russland zu schaffen – das gab nun Putin auch erstmals zu. Eine bekannte Marke muss nun zu drastischen Mitteln greifen.

Moskau – Aufgrund akuter Lieferprobleme muss der Automobilhersteller der russischen Automarke Lada seine Belegschaft ab Ende Mai für drei Wochen kollektiv in den Urlaub schicken. „Im Frühjahr 2023 hat eine Reihe von Bauteilzulieferern Avtovaz über die Beendigung der Lieferungen unterrichtet“, teilte der Konzern der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Donnerstag mit.

Das im vergangenen Jahr vom russischen Staat rückübernommene Unternehmen klagte darüber, dass mit der Kündigung vorherige Liefervereinbarungen gebrochen worden seien. Der Automobilsektor war nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs einer der am stärksten von westlichen Sanktionen betroffenen Sektoren im Land. Auch Putin räumte nun erstmals ein, dass westliche Sanktionen dem Land zu schaffen machen.

AutobauerAvtovaz
MarkennameLada
SitzToljatti, Russland
Gründung1966

Ukraine-Krieg: Autobauer Lada muss Belegschaft in Urlaub schicken

Ursprünglich sollten die Fließbänder von Avtovaz erst Ende Juli für drei Wochen abgestellt werden, um die Belegschaft in den Urlaub zu schicken. Nun wird der Zwangsurlaub jedoch um zwei Monate vorgezogen und soll planmäßig vom 29. Mai bis 19. Juni 2023 stattfinden. Eine ununterbrochene Fertigung sei ansonsten ohnehin nicht möglich, teilte der Lada-Bauer mit.

Russlands Präsident Putin zeigt sich gern vor den Fahrzeugen der Marke Lada – hier 2015.
Russlands Präsident Putin zeigt sich gern vor den Fahrzeugen der Marke Lada – hier 2015. © IMAGO / ZUMA Wire

Bereits im vergangenen Jahr musste der Konzern aufgrund von Problemen mit Zubehörteilen die Produktion monatelang stilllegen. In der Stadt Ischewsk rund 1000 Kilometer östlich von Moskau hatte Avtovaz zudem Beschäftigten, die das Unternehmen freiwillig verließen, eine Abfindung in Höhe von zwölf Mindest- oder fünf Durchschnittslöhnen angeboten.

Lada-Hersteller Avtovaz baut nach Ukraine-Krieg Marktführerschaft in Russland aus

Avtovaz gehörte bis vor kurzem zur Gruppe des französischen Automobilkonzerns Renault, wurde aber nun wieder von Russland verstaatlicht. Ende Juli hatten Mitarbeiter aus Ischewsk einen offenen Brief an Kremlchef Wladimir Putin geschrieben, in dem sie um den Erhalt ihres Standorts und den Schutz ihrer Arbeitsplätze baten. Russischen Medienberichten zufolge soll die Produktion des Modells Lada Vesta nun in das Werk in der Stadt Toljatti verlagert werden.

Obwohl praktisch alle westlichen Autobauer sich aus Russland zurückgezogen haben, hat Avtovaz seine Marktführerschaft ausgebaut. Aufgrund der aktuellen Schwierigkeiten durch den Ukraine-Krieg konnte das Unternehmen jedoch nicht besonders vom Rückzug der Konkurrenz profitieren. Im Jahr 2022 sanken die Lada-Verkäufe um 46 Prozent bei einem Gesamteinbruch des Marktes um 59 Prozent.

Auch interessant