Erneut großer Zinssprung
Entscheidung der US-Notenbank: Fed hebt Leitzins erneut deutlich an
- VonBettina Menzelschließen
Im Kampf gegen die hohe Inflation in den USA erhöhte die US-Notenbank Fed am Mittwoch erneut die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte. Experten hatten diesen großen Zinssprung erwartet.
Washington, DC - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hob am Mittwoch den US-Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte an. Damit erreichte der US-Leitzins den höchsten Stand seit 14 Jahren, die Spanne liegt nun bei 3,00 bis 3,25 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell hatte zuvor wiederholt bekräftigt, sein Ziel sei es, die Inflation in den USA unter Kontrolle zu bringen.
US-Notenbank unter Druck: Balanceakt zwischen Inflationsbekämpfung und Sorge um Rezession
Die Märkte warteten am Mittwoch gespannt auf die Entscheidung der US-Notenbank Fed am Abend. Angesichts der hohen Inflation waren Marktbeobachter und Experten überwiegend von einer erneut kräftigen Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte ausgegangen. Selbst ein noch größerer Schritt war nicht ganz ausgeschlossen worden. Aufgrund des starken Anstiegs der Verbraucherpreise hatte die Fed in den vergangenen Monaten schon vier Mal hintereinander den Leitzins erhöht.
Die US-Notenbank stand unter Druck, da die Inflationsrate in den USA im August mit einem Wert von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nur leicht gesunken war, die Kernteuerung hatte sogar zugenommen. Die Kernrate der Inflation berechnet die Preisteuerung ohne Einbeziehung von oft stark schwankenden Warengruppen wie Energie und Lebensmittel. Ziel der US-Notenbank ist eigentlich eine Teuerungsrate von zwei Prozent.
Aufgrund des schnellen Eingreifens der Fed hat die US-Wirtschaft den Höhepunkt der Preissteuerung womöglich bereits hinter sich gelassen. Denn noch im Juni war die Inflationsrate auf 9,1 Prozent gestiegen, den höchsten Wert seit über 40 Jahren. Gleichzeitig besteht die Sorge, dass die entschlossene Zinserhöhung der US-Notenbank in den USA eine Rezession auslösen könnte. Das Tempo der Leitzinserhöhungen unter Fed-Chef Powell ist außergewöhnlich. Die Europäische Zentralbank EZB hatte ihrerseits den Leitzins im Euroraum zuletzt am 8. September auf 1,25 Prozent erhöht.
US-Notenbank Fed erwartet deutlich geringeres Wirtschaftswachstum
Die US-Notenbank teilte am Mittwoch in Washington neben der Leitzinsentscheidung auch eine Prognose zur US-Wirtschaft mit. Demnach erwartet die Federal Reserve in diesem Jahr ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft der Welt soll laut Fed um 0,2 Prozent wachsen. Das entspricht 1,5 Prozentpunkte weniger als noch im Juni vorhergesagt. Im Vorjahr war die Wirtschaft im Zuge der Erholung von der Corona-Krise noch um starke 5,7 Prozent gewachsen.
Auch bei der Vorhersage der Inflationsrate musste die Notenbank bisherige Vorhersagen korrigieren. Demnach rechnet die Federal Reserve im laufenden Jahr mit einer Teuerungsrate von durchschnittlich 5,4 Prozent - trotz der Erhöhungen der Leitzinsen. Das entspricht 0,2 Prozentpunkten mehr als in der vorherigen Fed-Prognose vom Juni (dpa/bme).